27.08.2016 // Hans Leyendecker predigt zum Start der Bundesliga

„Eine aufregende Saison liegt vor uns“

Im Gottesdienst zum Bundesligaauftakt in der Dreifaltigkeitskirche am Borsigplatz predigte der Journalist Hans Leyendecker.

Hans Leyendecker predigt zum Start der Bundesliga

Endlich wieder Fußball. Am letzten Wochenende im August startete die 54. Bundesligasaison. Am Donnerstag davor gab es den traditionellen ökumenischen Gottesdienst zum Saisonauftakt in der katholischen Dreifaltigkeitskirche nahe dem Borsigplatz. Die Predigt in der vollen Kirche hielt Hans Leyendecker, Journalist bei der Süddeutschen Zeitung.

Leyendecker, BVB-Fan seit 60 Jahren, freute sich über mehr als 250 Besucherinnen und Besucher: „Es ist schön, dass Sie gekommen sind. Fast alle sind in Schwarz-Gelb gekommen. Blaue sehe ich nicht. Rote auch nicht. Wir sind also unter uns.“

Warum so ein Gottesdienst? „Zum einen ist die Dreifaltigkeitskirche eng verwoben mit der Geschichte des BVB. In dieser Kirche trugen die Gründer des Vereins ihre Hoffnungen, ihre Ängste, Ihre Sorgen vor Gott“, erinnerte Leyendecker. „Zum anderen können wir in den biblischen Zeugnissen nachlesen, was Menschen mit Gott erfahren haben, und indem wir an ihre Erfahrungen mit Gott anknüpfen und sie aufnehmen, können wir zu eigener Gotteserfahrung gelangen. ,You’ll never walk alone‘ werden wir in diesem Gottesdienst singen. Christenmenschen wissen: Da ist einer, der Dich hält. Du bist nicht alleine.“

Aus den Briefen des Neuen Testaments könne man zum Saisonauftakt Kraft schöpfen, um dann den Kampf mit den Problemen aufzunehmen und oft geht es um Hoffnung und um Anfänge. „Diese Saison, das wissen wir alle, wird keine normale Saison für den BVB werden.“ Es werde nicht einfach werden, beim BVB das Neue und das Alte miteinander zu verbinden.

„Man muss der Mannschaft, den Spielern Zeit geben“, forderte er. Der Trainer Thomas Tuchel sei „innovativ“. Jetzt dürfe man ihm auch die notwendige Empathie wünschen, um mit den Spielern gemeinsam etwas aufzubauen. Man könne den Sieg nicht herbeizwingen, aber man könne versuchen, sich des Preises würdig zu erweisen, empfahl Leyendecker, „auch das ist eine Lehre für uns Fans“.

Man müsse würdig sein, den Erfolg oder den Siegespreis zu empfangen. Wer hasst, sei nicht würdig. „Wir sollten uns beim Blick auf Hummels nicht von Karlheinz Rummenigge erklären lassen, was sich gehört und was nicht.“ Leyendecker habe bei den Pfiffen – wie andere auch – bei jeder Ballberührung von Hummels geklatscht. „Das war lästig, musste aber sein“, meinte er.

Zur Rückkehr von Mario Götze empfahl Leyendecker, sich an das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus der Lesung zu erinnern: „Der Vater freut sich ohne Wenn und Aber. Er vertraut auf die motivierende und verändernde Kraft der Freude. Jesus sagt: Gott gibt den Menschen eine Chance. Er gibt ihnen Zeit. Der Himmel freut sich darüber, wenn jemand umkehrt.“

„Eine aufregende Saison liegt vor uns“, freute sich Leyendecker, „vielleicht eine wilde Saison. Vielleicht eine mit Erfolgen, vielleicht aber auch nicht.“ Den Fans in der Kirche gibt er dazu ein Zitat von Vaclav Havel mit auf den Weg: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass es Sinn hat, egal, wie es ausgeht.“

Foto: Stephan Schütze
Der Journalist Hans Leyendecker (2.v.r) predigte zum Saisonauftakt in der Dreifaltigkeitskirche.