23.09.2015 // Dortmunder Museumsnacht

Eine Nacht in Flammen!

Feurig, festlich, fröhlich - all das kann Kirche und zeigte es in der Dortmunder Museumsnacht.

Dortmunder Museumsnacht

Feurig, festlich, fröhlich: geht alles und zwar an einem Abend! Die Innenstadtkirchen stellten es unter Beweis – bei der Dortmunder Museumsnacht.

Feuer, Feuer! St. Reinoldi steht in Flammen! Man wähnt die Hitze auf der eigenen Haut zu spüren – so authentisch lassen die „LichtErzählungen“ die Besucherinnen und Besucher die abenteuerliche Geschichte der Stadtkirche bei der Uraufführung in der Dortmunder Museumsnacht miterleben.

Rotes Licht tanzt über die Säulen, es knistert und knackt, die Wände brennen lichterloh: Das verheerende Feuer von 1232 tobt noch einmal in St. Reinoldi und lässt ahnen, welch Inferno Dortmund damals heimsuchte – und große Teile der Stadt zerstörte. Dramatisch ist der Auftakt der „LichtErzählungen“ und wirft die Besucherinnen und Besuchern mitten hinein in das Abenteuer Geschichte: Ein halbes Jahr lang hat Reinoldi-Pfarrer Michael Küstermann gemeinsam mit Dr. Birgit Franke und Professor Barbara Welzel vom Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft der TU Dortmund sowie Ulli Meier und Konrad Pestkowski von „smartlite“ an dieser einzigartigen Inszenierung gefeilt. Durch eine fein aufeinander abgestimmte Dramaturgie aus spannender Erzählung, moderner Licht- und Projektionstechnik und emotionaler Orgelmusik ist es ihnen gelungen, längst Vergangenes wieder lebendig zu machen.

Beim Kirchenbau dabei

Als lautes Hämmern und Werkeln zu vernehmen ist, fühlt man sich, als stünde man mitten auf der Baustelle und schaue zu, wie die Kirche neu aufgebaut wird: Jeder Stein hatte eine Markierung, um seinen Platz zu kennzeichnen; Stein auf Stein wurde sorgsam aufeinandergesetzt, weil jeder Fehler fatal gewesen wäre – mit diesen Informationen im Ohr sehen die Sandsteinmauern mit einem Mal ganz anders aus. Als das Licht an den hohen Bögen des Mittelschiffs entlangfährt, werden die Worte greifbar: „Die Kirchen strebten in den Himmel“. Staunen erfasst einen über diesen schönen, mittelalterlichen Wolkenkratzer, der mit seinem 112 Meter hohen Turm einst als „Wunder von Westfalen“ gefeiert wurde. Riesenhaft wirft auch Reinoldus seinen Schatten und gibt der schlichten Holzfigur einen Teil der ehrfürchtigen Wirkung zurück, die sie einst für die Menschen gehabt haben muss.

Die vielen Besucherinnen und Besucher sitzen, lauschen, schauen auf den Bänken, die ganz anders als in der sonst strengen, geraden Ordnung nun schräg und luftig stehen. Kaum jemand kommt der Aufforderung nach, durch den Raum zu wandeln – vielleicht ist es das gebannte Staunen, das die Menschen hält. Die „LichtErzählungen“ nämlich schaffen es, den müden Alltag von diesem Gebäude abzuschütteln, und mit Ehrfurcht, Freude, Wundern einen neuen, anderen Blick zu werfen: auf das Meisterwerk St. Reinoldi!

Feuerzauber und Pop-Rock

Verschwundener Geldschein und vertauschte Bälle, Feuerzauber und Pop-Rock im Gotteshaus. Allerhand los ist auch in der Pauluskirche. Goldplay live begeistern mit ihren Cover-Versionen von Coldplay gleich drei Mal eine vollgefüllte Kirche. Applaus, Klatschen, Mitsingen – kein Wunder, denn die vier Musiker, so Pfarrer Friedrich Laker in seiner Anmoderation, „sind ganz nahe am Original“. Es ist ihr erster Auftritt in Dortmund und ihr erster in einer Kirche – was sie immer wieder betonen. Denn es sei „hier eine ganz besondere Atmosphäre“.

Atemberaubende Performance

Fächertanz und Stabspiel – allerdings brennend: Eine atemberaubende Feuerperformance präsentiert die Feuerkünstlerin Miranda von der Dortmunder Gruppe femfire. Spiel mit dem Flammen in einer dunklen Kirche, wirbelndes Feuerseil und schließlich Feuerspucken zum Abschluss, das Ganze vorgeführt als durchgehenden Feuertanz.

Magie in einer Kirche? Das darf sein, so auch die Meinung von Pfarrer Laker. Mit Magie und Täuschung bezaubert Oliver Pilsner als „der große Pilloso“ sein Publikum. Flinke Finger sorgen für ausgefeilte Kunststücke und bei den Zuschauern für Erstaunen.

Schöne Klänge

Beeindruckend ist auch die Atmosphäre in der Marien-Kirche: Der Dortmunder Oratorienchor, ganz in schwarz gewandet, erfüllt mit schönen Klängen. Unter der Leitung von Heiko Waldhans sind die „Missa Brevis in D“ von Wolfgang Amadeus Mozart sowie Motetten von Schütz, Mendelssohn und Brahms zu hören. Klar klingen die Stimmen, festlich ist die Stimmung.

Guten Tag, Bach!

Locker geht es in St. Petri zu – schließlich zieht sich Dr. Hans-Christian Tacke gerade eine weiße Lockenperücke über und verwandelt sich so ein wenig in Johann Sebastian Bach. Tatsächlich ist er der Orgelsachverständige der Landeskirche von Westfalen und versteht es als solcher bestens, den Besucherinnen und Besuchern die schöne neue Orgel der Stadtkirche näher zu bringen und zu klingen: Vor jedem Stück erklärt er die Besonderheiten, die nun zu belauschen und zu bestaunen sind – sei es ein bestimmtes Register oder die sich schließenden und öffnenden Klappen. Orgel zum (beinahe) Anfassen!

  • Fotostrecke zur Museumsnacht
Foto: Stephan Schütze
Die "LichtErzählungen" in St. Reinoldi begeisterten während der Museumsnacht.