29.03.2019

epd-Chef Karsten Frerichs: Den Sprachlosen eine Stimme geben

Veranstaltung über das Vertrauen in Journalistinnen und Journalisten

„epd“- die Kombination der drei Buchstaben taucht in dieser Zeitung immer mal wieder auf. Vielen sagt das Kürzel nichts, einige wissen es zu entschlüsseln. Es ist die Abkürzung für den Evangelischen Pressedienst, die Nachrichtenagentur der Evangelischen Kirche – die älteste noch existierende in Deutschland.

„epd steht für exzellente Beobachtung und Analyse, deutschland- und europaweit“, lobt Susanne Schulte. Schulte ist engagiert in der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) der Gewerkschaft ver.di. Gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis hatte die dju Karsten Frerichs, den Chefredakteur des epd, zu einem Vortrags- und Diskussionsabend in die Lutherkirche an der Hirtenstraße eingeladen.

Das Thema des Abends war eine Anleihe an das Kirchentagsthema „Was für ein Vertrauen?“. Sieht der Präsident des Kirchentages, der gelernte Journalist Hans Leyendecker, die Welt in einer „Vertrauenskrise“, so gilt das auch für den Journalismus. „Die Anfeindungen gegen Journalisten kommen schon lange nicht mehr aus einer extremen Ecke, sondern aus der Mitte der Gesellschaft“, so Frerichs. Er stellt die Frage, ob das etwas mit dem Wahrheitsgehalt der Medien zu tun hat. „Ich glaube, unsere Branche leidet unter zu wenig Selbstkritik.“ Die absolute Wahrheit gebe es nicht, man können nur auf der Suche nach der Erkenntnis sein – und die könne unterschiedlich ausfallen. Er rät seinen Kollegen zur „Demut“ und präzisiert: Die Journalisten sollen sich selbst als fehlbar wahrnehmen und zu den eigenen Fehlern stehen. „Die muss man sichtbar machen, wenn man das Vertrauen der Leser halten will.“

Frerichs hatte in Dortmund studiert und 1998 sein Studium als Diplom-Journalist abgeschlossen. Es folgte ein Volontariat bei der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf, Tätigkeiten bei Nachrichtenagenturen und im Deutschlandradio. 2008 kam er als Nachrichtenchef zum epd und wurde vor knapp zwei Jahren Chefredakteur. Er ist begeister von einem „schnellen und schnörkellosen Nachrichtenjournalismus“.  Der epd sei Teil der evangelischen Publizistik, stehe loyal zur Kirche, aber, wie Frerichs betont, „nicht kritiklos“. „Wir arbeiten unabhängig und lassen alle Quellen zu Wort kommen.“ Denn es gebe keinen christlichen Journalismus, sondern nur guten oder schlechten. Allerdings würde der epd eine christliche Grundhaltung einnehmen. Das bedeute, „den Sprachlosen eine Stimme zu leihen“.

Info über den epd

Beim epd sind rund 80 Mitarbeitende an 30 Standorten und in sieben Landesdiensten beschäftigt. Es gibt Korrespondentenbüros in Berlin, Brüssel und Genf. Frei Korrespondenten arbeiten weltweit.
Mehr als zwei Drittel der deutschen Tageszeitungen drucken epd-Meldungen, das entspricht 90 Prozent der gedruckten Tageszeitungsauflage.

Foto: Stephan Schütze
Karsten Frerichs (r.) gemeinsam mit den Veranstaltern Pfarrerin Carola Theilig, Pfarrer Friedrich Stiller, Susanne Schulte und Pfarrerin Birgit Worms-Nigmann.