28.09.2015 // Abschied aus Wickede

Erfüllte Zeit ging zu Ende

„Ehrlich gesagt, ich habe lange keinen Anfang für die heutige Predigt gefunden“, bekannte Pfarrer Christoph Diestelhorst. Kein Wunder, war es doch seine letzte Predigt als Gemeindepfarrer.

Pfarrer Christoph Diestelhorst verabschiedete sich in den Ruhestand

„Ehrlich gesagt, ich habe lange keinen Anfang für die heutige Predigt gefunden“, bekannte Pfarrer Christoph Diestelhorst. Kein Wunder, war es doch seine letzte Predigt als Gemeindepfarrer in Wickede.

Pfarrer Diestelhorst hat sich Ende  September in den Ruhestand verabschiedet. Oder auch umgekehrt: seine Gemeinde hat ihm im gutgefüllten Stephanuszentrum mit einem bewegenden Gottesdienst und Abschiedsfeier „Auf Wiedersehen“ gesagt. So bewegend, dass Diestelhorst selbst während seiner Predigt beinahe die Stimme versagte.

Immerhin fanden 36 Jahre Engagement in und für die Gemeinde sowie für die Stadtgesellschaft jetzt ein Ende. Weltweit gäbe es nur sieben Staatsoberhäupter, so Superintendent Ulf Schlüter in seiner Laudatio, die länger als 36 Jahre regieren würden. „Da ist sehr viel gewesen in den Wickeder Jahren, die heute zu Ende gehen“.

Schlüter erinnerte an die Atomraketen, die in Opherdicke stationiert wurden, an den Flughafen, der sich auf den Wickeder Feldern ausbreitete, an die Partnerschaften mit Finnland und Tansania. „Eines steht fest, es war ganz sicher eine erfüllte Zeit, die mit diesem Tag zu Ende geht.“

1950 in Bielefeld geboren, hat Diestelhorst in Bethel Abitur gemacht, dort und auch in Göttingen studiert. Nach seinem Studium war er Vikar „in der äußersten Ecke von Westfalen“, so Diestelhorst.

Bewusst ging er als junger Pfarrer nach Dortmund in den damaligen Kirchenkreis Nordost. „Weil der und sein damaliger Superintendent Remmer Schunke als progressiv bekannt waren.“

Im Oktober 1979 kam er in die Wickeder Gemeinde, noch vor seiner Einführung und Ordination– die folgten erst Anfang 1981. Der damalige Mangel an Pfarrerinenn und Pfarrern machte es möglich.

Der Kindergarten und die Jugendarbeit lagen ihm besonders am Herzen, neben seinem gesellschaftspolitischen Engangement. Diestelhorst zählt auf: „Nato-Nachrüstungsbeschluss, Neonazis, Flughafenausbau, Flüchtlinge.“

Auf übergemeindlicher Ebene war er Scriba im ehemaligen Kirchenkreis Dortmund Mitte-Nordost und  viele Jahre lang Vorsitzender der Verbandsvertretung sowie Vorstandsmitglied der früheren Vereinigten Kirchenkreise.

Diestelhorst war und ist, so der langjährige Wickeder Ratsvertreter Friedhelm Sohn in seinem Grußwort, „ein Kirchenmann mit Ecken und Kanten, ein politisch denkender und handelnder Mensch, ein Mann, der nicht alles gottgegeben hinnimmt.“

Pastor Stefan Wigger von der katholischen Nachbargemeinde fasste kurz und prägnant zusammen, was an diesem Tag wohl alle dachten: „Dankeschön für die vergangene Zeit und Dankeschön für die Gemeinsamkeit.“

Foto: Ev. Kirchenkreis Dortmund
Pfarrer Christoph Diestelhorst (links) verabschiedete sich nach 36 Jahren aus seiner Wickeder Gemeinde. Rechts neben ihm Superintendent Ulf Schlüter.