10.11.2014 // Ökumenisches Gedenken

Erinnern an die Opfer der Judenverfolgung

Zersprungenes Glas und Pflastersteine, Porzellan und ein Puppe – ein Scherbenhaufen liegt auf dem Boden der Stadtkirche St. Petri.

Zersprungenes Glas und Pflastersteine, Porzellan und ein Puppe – ein Scherbenhaufen liegt auf dem Boden der Stadtkirche St. Petri. Er gibt eine kleine Ahnung davon, was in der verharmlosend so genannten „Reichskristallnacht“ geschehen ist.

An den Pogrom, die gewalttätige Übergriffe an Juden in Deutschland am 9. November 1938, ist in einem ökumenischen Gedenken in St. Petri erinnert worden. An die verwüsteten Wohnungen und das zerschlagene Mobiliar, an die geplünderten Geschäfte,  die Misshandlungen der Menschen und an die Inhaftierungen.

In diesem Jahr sei es „in unserem Land zu vielen antisemitischen Vorfallen gekommen“, so Pfarrerin Barbara von Bremen bei der Begrüßung. „Das zeigt, wie wichtig es bleibt, sich zu erinnern.“ Verbunden sei es „mit unserer Hoffnung nach Gerechtigkeit und Frieden.“

Im Mittelpunkt des Gedenkens in der Stadtkirche stand das Schicksal der Familie Hayum aus Dortmund-Kirchlinde. Schülerinnen und Schüler der Droste-Hülshoff-Realschule hatten es zusammen mit ihren Lehrern erforscht.

Die große Familie war aus Trier nach Dortmund gekommen und betrieb hier ein Kolonialwarengeschäft. Es waren „einfache und herzliche Leute“, sagte eine der vortragenden Schülerinnen. In der Nachbarschaft waren sie als „nette jüdische Familie von nebenan“ respektiert, so Elke Gagon, Lehrerin an der Realschule.

In der „Kristallnacht“ beschlagnahmten die Nazis das Warenlager des Geschäfts und verwüsteten die Wohnung der Tochter in Haltern. Im Sommer 1942 wurde die ganze Familie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Nur das Familienoberhaupt erlebte die Befreiung.

Mit Erinnern und Stille, Gebet und Musik hatten die Anwesenden in St. Petri den Opfern der Judenverfolgung gedacht. In der Mitte der Kirche war ein Gedenkbild gestaltet mit den Namen aller Dortmunder Bürgerinnen und Bürgern, die ins Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurden. Musikalisch begleiteten Nick Bardach (Singende Säge) und Ludwig Kaiser (Orgel) die Gedenkveranstaltung.

Bereits zum 16. Mal hatte die Stadtkirche St. Petri gemeinsam mit der Gesellschaft für christliche-jüdische Zusammenarbeit Dortmund e. V. und der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen zum Gedenken eingeladen.

Eine umfangreiche Ausstellung (120 Quadratmeter) über die Familie Hayum ist in der Droste-Hülshoff-Realschule zu sehen.

Foto: Stephan Schütze
Schülerinnen und Schüler der Droste-Hülshoff-Realschule berichteten beim Gedenken zum 9. November 1938 vom Schicksal der Dortmunder Familie Hayum.