15.11.2019

Erkennen und Handeln

Kitas: Umgang mit Rechtsextremismus

Evangelisch Kindertageseinrichtungen und Rechtsextremismus – eigentlich kaum vorstellbar. Doch wenn ein Elternteil in rechter Szenekleidung sein Kind abholt? Wie sollen Erzieherinnen oder Erzieher auf rechtsextreme Eltern oder auf sich auffällig verhaltende Kinder reagieren? Mit solchen Herausforderungen beschäftigte sich eine Tagesfortbildung, die das Evangelische Bildungswerk Dortmund für Mitarbeitende von evangelischen Kitas angeboten hatte.

14 Frauen und Männer hatten daran teilgenommen, um grundlegende Informationen zu bekommen und sich über die Schwierigkeiten im Umgang mit rechtsextremen Tendenzen auszutauschen. „Es ist wichtig, unsere Einrichtungen dafür zu sensibilisieren“, sagt Pfarrer Jochen Schade-Homann, Fachbereichsleiter im Evangelischen Kirchenkreis. Genauso wichtig, so ergänzt er, sei es, den Mitarbeitenden das Handwerkszeug zu geben, um in kritischen Situationen richtig zu reagieren.

Deshalb standen im Mittelpunkt des Seminars Informationen über die rechte Szene, ihre Merkmale und ihre Strategien. Soziologen und Sozialwissenschaftler von CoBa-Yana, einem Ausstiegsprojekt für die Neonazi-Szene, haben die Mitarbeitenden der Kitas fit gemacht, rechtsextreme Symbole und Marken zu erkennen. Denn die Zeiten, in denen Nazis mit Springerstiefeln, Bomberjacken und glatzköpfig leicht zu erkennen waren, sind vorbei. Hip, sportlich und stylisch ist mittlerweile angesagt, oder auch seriöser Bürolook. Der Tipp war, genau hinzuschauen auf vermeintlich harmlose, in Wahrheit verschlüsselte Signets, Kleidermarken, Buttons oder Schriftzüge. Wer weiß schon, dass sich hinter der Zahl „88“ die Codierung für „Heil Hitler“ versteckt?

Weitere Theman des Tages waren rechtliche Handlungsspielräume oder die Reaktion auf Vorurteile von Kindern und Erwachsenen. Auch ein Umgang mit z.B. provozierenden Auftritten rechtsextremer Eltern beim Abholder der Kinder wurde eingeübt.

Gestartet hatte der Seminartag mit einer Stadtführung von Pfarrer Friedrich Stiller. Stiller und Sabine Fleiter, beide vom Arbeitskreis Christen gegen Rechtsextremismus, hatten den Erzieherinnen und Erzieher an verschiedenen Stationen des Rundgangs Aktivitäten und Ideologie der Neonazis, aber auch den Widerstand dagegen gezeigt.

Der Platz der Alten Synagoge war dabei, das Rathaus, das die Nazis 2015 erfolglos „stürmen“ wollten, oder auch die Reinoldikirche, deren Turm sie 2016 besetzten. Deutlich wurde überall, dass sich die Zivilgesellschaft, die Kommune und auch Christinnen und Christen dagegen wehren.

Foto: Stephan Schütze
Es war symbolisch – Beginn des Fortbildungstages war auf dem Platz der alten Synagoge. Hier stand das 1938 von den Nazis zerstörte und abgerissene Gotteshaus der jüdischen Gemeinde Dortmund.
Foto: Stephan Schütze