27.03.2023

Erstmals in St. Reinoldi: Matthäus-Passion eines Bach-Sohnes

Passionsmusiken von Johann Sebastian Bach gehören vor Ostern zum Repertoire. Ausnahme ist die Matthäus-Passion seines zweitältesten Sohnes Carl Philipp Emanuel.

Dieses Werk wurde 1999 in Kiew wiederentdeckt und vom Dortmunder Bachchor an St. Reinoldi zum ersten Mal in der Stadtkirche St. Reinoldi aufgeführt.

70 Sängerinnen und Sänger, fünf Vokalsolisten sowie das Dortmunder Bachorchester interpretierten unter der Leitung von Christian Drengk das Leiden und Sterben Jesu in eindrucksvoller Weise. Nicht allein kompositorisches Schaffen des Bach-Sohnes war dabei zu entdecken. Etliche Turba-Chöre und Choräle hat Carl Philipp Emanuel Bach aus dem Schaffen seines Vaters übernommen, eingebettet in eine Musik, die nicht nur Bach’sche Tradition verfolgt, sondern teilweise bereits frühklassische Elemente erkennen lässt.

Der Choral „Christus, der uns selig macht“ zu Beginn wurde ergänzt durch alttestamentliche Gedanken über den leidenden Gottesknecht, bevor der Evangelist das Passionsgeschehen in Erinnerung ruft. Andreas Post (Tenor) meisterte diese Aufgabe in hervorragender Art und Weise. Die beiden Sopranistinnen Meike Leluschko und Dorothea Jakob standen ihm in nichts nach. Immer wieder ist es eine Freude, den Bassisten Gerrit Miehlke, der den Jesus-Part übernommen hatte, in seiner überzeugenden und gewinnenden Art zu erleben. Aber auch Rafael Bruck, der die Bassarien interpretierte, soll nicht vergessen sein. Die beiden Hornisten und Oboisten aus dem sicher und stilecht agierenden Orchester setzten gleich an mehreren Stellen beachtenswerte Akzente.

Dass Christian Drengk nicht allein ein hervorragender Chorleiter ist, sondern wohltuende Chorführung wahrnimmt, muss angesichts früherer Erfahrungen nicht noch einmal in Erinnerung gebracht werden.

Hartmut Neumann

Foto: Stephan Schütze
In der gut besuchten Stadtkirche St. Reinoldi wurde die Matthäus-Passion des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel Bach aufgeführt.
Foto: Stephan Schütze