Tagung für Pädagogen im Reinoldinum
Erziehung zur Toleranz – wie kann das gehen? Mit diesem „komplizierten Thema“, so die Referentin Prof. Dr. Isabel Diehm von der Universität Bielefeld, setzten sich mehr als 60 Pädagoginnen und Pädagogen aus Schule und Kindergärten am 16. April auseinander. Auf Einladung des Evangelischen Erwachsenenbildungswerks Westfalen Lippe, dem Evangelischen Bildungswerk und Schulreferat der Vereinigten Kirchenkreise waren sie ins Reinoldinum gekommen.
„In fast allen Schulprogrammen“, sagte die Leiterin des Schulreferats, Ina-Annette Bierbrodt, bei ihrer Begrüßung, „wird gefordert, die Schülerinnen und Schüler zur Toleranz zu erziehen.“ Auf die „Fallstricke“ dabei hat Isabel Diehm sehr schnell die Zuhörenden hingewiesen. Schließlich heiße Toleranz „Duldung“ und mit Verweis auf Goethe zitierte sie: „Dulden heißt beleidigen. Die wahre Liberalität ist Anerkennung.“ Deshalb könne es bei der Erziehung zur Toleranz nur um die Toleranz gegenüber der Religion oder generell Überzeugungen gehen. Dem Menschen jedoch, seinem Geschlecht, seiner Hautfarbe und seiner Herkunft gebühre Anerkennung. Die Toleranz, eine „Errungenschaft“, eine „kleine Tugend“, könne in den pädagogischen Einrichtungen nicht durch Instruktionen und mittels Lehrplan durchgesetzt werden. Vielmehr „müssen wir sie leben.“ Diese gelebte Erziehung soll über die Toleranz hinaus zur Anerkennung führen.
Stephan Schack, Vorsitzender des Instituts zur Förderung von Partizipation und Demokratie, knüpfte in einem zweiten Impulsreferat an die Ausführungen von Diehm an. Es gehe bei der Erziehung zur Toleranz um „Schaffung von Erfahrensräumen“. Toleranz, so Schack, sei die Leitlinie für eine individuelle Entscheidung, einen Konflikt entweder auszuhalten oder ihn demokratisch zu regeln.
Im Anschluss an die beiden Vorträge setzten sich die Anwesenden in fünf Workshops mit den Themen Respekt und Toleranz in Schulen, in Kindergärten und in der Jugendarbeit auseinander.