05.03.2025

„Es ist für uns alle ein großer Schock“

Schimmel im Keller des Martin-Kindergartens / Schließung alternativlos / Für Kinder, Familien und Mitarbeitende ist aber gesorgt

„Dass die Tage der evangelischen KiTa in der Sternstraße mittelfristig gezählt sind, wussten wir. Das Raumangebot entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen des Landesjugendamtes, besitzt allerdings nach über 100 Jahren des Betriebs vor Ort noch einen sogenannten Betriebsstandschutz. Doch nun sind wir gezwungen, schneller zu handeln – um die Gesundheit der Kinder und unserer Mitarbeitenden nicht zu gefährden.“ Wasser, das von unten immer wieder ins Gebäude dringt – und, viel schlimmer noch: Daraus resultierender, wiederkehrender Schimmel im Keller macht nun zügiges Handeln notwendig. In einer Elternvollversammlung musste Christoph Müller, verantwortlicher Referatsleiter für die Kindertageseinrichtungen im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, nun die schlechte Nachricht überbringen: „Die Einrichtung muss zeitnah geschlossen werden, bevor der Schimmel in die Kita-Räume gelangt. Das ist für uns alle ein großer Schock.“ Zum 31. Juli endet somit in der westlichen Innenstadt ein Stück evangelische Geschichte.

Das hatte sich Müller, der im Juni 2024 im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund eingeführt wurde, anders vorgestellt. Als Leiter des Referats Tageseinrichtungen für Kinder weiß er natürlich, dass einige der 71 Einrichtungen des Trägerverbundes, in denen insgesamt etwa 6000 Kinder betreut werden, nicht auf dem neuesten Stand sind. Für den Martin-Kindergarten in der Sternstraße war lange klar: Es muss Ersatz geschaffen werden, denn das Gebäude ist marode. „Wir wussten, dass die anstehenden Sanierungsmaßnahmen in der Sternstraße nicht wirtschaftlich darstellbar sind und wir die Kita auf lange Sicht möglicherweise schließen müssen“, haben sich Müller und der Trägerverbund die Entscheidung nicht leicht gemacht.

Seit einiger Zeit drückt sich immer wieder Wasser im Fußbodenbereich an die Oberfläche, der Boden müsste dringend ausgetauscht werden. Im laufenden Betrieb unvorstellbar. Mehrere Fachfirmen waren zuletzt vor Ort und kamen alle zum selben Ergebnis: Aktuell ist die Luftqualität im Kindergarten noch unbelastet – aber der Schimmel im Keller wird sich weiter ausbreiten. Darum muss jetzt vorausschauend gehandelt werden.

„Zum Ende des Kindergartenjahres werden voraussichtlich 18 der insgesamt 55 Kinder eingeschult – für die restlichen 37 Kinder können wir Betreuungsplätze in anderen evangelischen Kitas anbieten“, verspricht Christoph Müller. Dazu soll es Einzelgespräche mit den Eltern geben, damit die übernehmende Kita bestmöglich die Lebenssituation der Familien berücksichtigt. Und auch für die insgesamt 12 Mitarbeitenden ist gesorgt: „Dank unseres Trägerverbundes müssen wir niemanden betriebsbedingt kündigen“, sieht Müller das Positive in dieser Situation: „Schon in diesem Monat können die Kolleg*innen in anderen Kitas hospitieren, um den möglichen neuen Arbeitsplatz kennenzulernen.“ Den Kindern soll beim Wechsel in die neue Kita natürlich auch geholfen werden, so der erfahrene Pädagoge: „Natürlich gehört Abschiednehmen dazu, es soll aber auch die Freude auf das Neue bestärkt werden, damit Kinder neugierig und offen bleiben können. Kinder sollen nicht in Angst aufwachsen.“

„Für den Fall, dass betroffene Familien nicht in eine evangelische Kita wechseln möchten, werden wir auch auf andere Träger zugehen“, verspricht Christoph Müller. „Wir lassen weder die Kinder noch ihre Familien allein in dieser schwierigen Situation.“

Die Vertreter*innen der St. Petri-Nicolai-Gemeinde, in deren Gebiet derzeit insgesamt vier evangelische Kitas betrieben werden, sind über die aktuelle Entwicklung informiert und suchen solidarisch zusammen mit dem Trägerverbund nach guten Lösungen für Groß und Klein. „Die Menschen hier in der Gemeinde empfinden eine große Verbundenheit zu `ihrem´ Martin-Kindergarten“, weiß Gemeindepfarrerin Miriam Helmert – sieht aber auch die wirtschaftlichen Zusammenhänge, die zu diesem Entschluss geführt haben: „Eltern wünschen sich natürlich kleine, übersichtliche Kitas – doch die lassen sich in heutigen Zeiten, mit den aktuellen politischen Vorgaben, nicht mehr auskömmlich betreiben.“

Gerade Träger, die ihre kleineren Kitas im Eigentum betreiben, haben neben der Eigenbeteiligung an der Finanzierung in Höhe von 10,3 % das Problem, dass am Ende des Kita-Jahres kaum noch Geld übrigbleibt, um eine Rücklage aufzubauen und die Gebäude zu sanieren oder instand zu halten. „Die Finanzierung des Kinderbildungsgesetzes ist gerade unter Betrachtung des Gebäudeerhalts und der Eigenbeteiligung der Träger dringend anzupassen“, mahnt Referatsleiter Christoph Müller nicht zum ersten Mal. Sonst würden Träger weiterhin gezwungen sein, aus wirtschaftlichen Gründen Betriebe einzustellen. „Es kann nicht sein, dass uns Kinder in der Gesellschaft so wenig wert sind.“

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Der Martin-Kindergarten in der Sternstraße wird zum 31. Juli 2025 geschlossen.
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