Das Informationszentrum Dritte Welt auf der „Fair Trade“
Das Fairphone war der heimliche Star auf dem Messestand des Informationszentrums Dritte Welt (IZ3W). Vielleicht sogar auf der ganzen „Fair Trade and Friends“ in den Westfalenhallen. Und das, obschon es weder anzufassen noch zu sehen war. Denn erst im Dezember geht es an den Verkaufsstart zum Preis von 325 Euro.
25.000 Stück sollen in einer ersten Auflage produziert werden, mehr als die Hälfte davon ist bereits vorbestellt. Weiterproduziert wird, wenn der Verkauf gut läuft. Allerdings ist bei ihm nicht die komplette Lieferkette wirklich fair. Es ist ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung, doch die überwiegende Mehrzahl der hier verbauten Metalle ist genauso wenig fair gewonnen wie bei anderen Smartphones.
„Wir sehen es als Bewegung an, bei der möglichst viele Partner überzeugt werden“, erklärte Emma Furniss von Fairphone, das sich als „´social enterprise´ und nicht als profitorientiertes Unternehmen“ begreift.
Bereits zu kaufen gab es wenige Meter nebenan, ebenfalls auf dem Stand des IZ3W, die ersten fair gehandelten Computermäuse. Ein Verein mit der treffenden Bezeichung „Nager IT“ vertreibt sie. Faire Arbeitsbedingungen, strenge soziale und ökologische Standards sind sichergestellt.
Doch Nager IT hat die gleichen Probleme wie Fairphone. Trotz aller Bemühungen ist es zunächst ein halbfairer Kompromiss, weil es bei etlichen Rohstoffen keine faire Alternative gibt. Die Perspektive sei auch hier, so Susanne Jordan von Nager IT, „die ganze Rohstoff- und Produktionskette umzugestalten“.
Fairphone und faire Maus wollen in der Handy- und Elektronikindustrie eine ähnliche Entwicklung anstoßen, die auch bei Lebensmitteln und Kleidung zu beobachten war.
Auf dem großen Stand des IZ3W informierte auch das Netzwerk Dortmunder Schülerfirmen und die Fair Trade Schools. Jugendliche Messescouts begleiteten nach einer Einführung Schulklassen über die Messe. Außerdem war die Messe Startschuss für das Projekt „Faire Kita im Ruhrgebiet“.
Die diesjährige faire Messe war die vierte und bisher die größte, sowohl von der Fläche als auch von der Themenbreite. Auch die Besucherzahl stieg um 10 Prozent auf 3600. „Der faire Handel ist kein Nischenmarkt mehr“, betonte deshalb auch Ministerin Angelica Schwall-Düren bei der Eröffnung. „Sein Wachstum wird weitergehen“, prognostizierte sie.
Dortmunds OB Ullrich Sierau erinnerte an zehn Jahre Hauptstadt des fairen Handels. Damals hätte sich Dortmund mit 92 Projekten vorgestellt, heute sei ihre Zahl „unüberschaubar“. Dortmund sei sogar in der Lage zuzulassen, „dass hier für Schalker fairen Kaffee geworben wird“.