15.09.2014 // Tag des offenen Denkmals

Farbe für die Seele

Naturwissenschaftlich betrachtet ist sie eine Ansammlung von Photonen und Wellen. Doch sie beeinflusst unsere Sinne und Seele, weckt Emotionen und Gefühle. Die Rede ist von der Farbe …

18 evangelische Kirchen beim Tag des offenen Denkmals

Naturwissenschaftlich betrachtet ist sie eine Ansammlung von Photonen und Wellen. Doch sie beeinflusst unsere Sinne und unsere Seele, weckt Emotionen und Gefühle. Die Rede ist von der Farbe -  dem Thema des diesjährigen Tags des offenen Denkmals.

18 denkmalwerte evangelische Kirchen in Dortmund und Lünen hatten ihre Türen am zweiten Septembersonntag geöffnet und sich in ihrer Farbigkeit gezeigt.

Mit einer kleinen bunten Aufmerksamkeit begrüßte die Evangelische Kirche Husen in der – nomen est omen – Denkmalstraße ihre Besucher. Gleich am Eingang gab es ein Sortiment verschieden farbiger Gummibärchen. Im Kirchenschiff ging es bei einer Bilderausstellung um „Farbklänge und Klangfarben“. Die Gemälde, präsentiert an den ebenfalls farbigen Kirchenfenstern, zeigten zwölf unterschiedliche Motive in teils kräftigen Farbtönen.  Hörbar wurden die Klangfarben und Farbklänge nachmittags beim Orgelkonzert von Michio Taketa.

Wenige Kilometer weiter, in der Stadtkirche St. Georg in Lünen, bot Jutta Timpe auf der Orgel „Lauter bunte Vögel“ – ein Konzert mit Stücken von Jan Pieter Sweelinck bis Denis Bédard. Lebendig machte Michael Rothkegel die „bunten Vögel“ beim geschichtlichen Überblick über die Spielleute des Mittelalters. Zuvor hatte Pfarrer Rüdiger Holthoff im Gottesdienst betont, dass Gott den Bund mit uns Menschen durch einen farbigen Regenbogen erneuert hatte. Und immer mal wieder malten Lichtstrahlen, durch die Kirchenfenster fallend, Regenbogenfarben auf den Boden des Altarraums.

In der Dortmunder Innenstadt-Süd bewies die St. Nicolai-Kirche, dass das Äußere trügen kann. Die erste Kirche Deutschlands, die in Beton-Bauweise errichtet wurde,  scheint eine graue Maus zu sein. Ihre Farbigkeit entdecken die Besucherinnen und Besucher erst im Innenraum. Mit Bläser-, Orgel- und Chormusik sowie Kirchenführungen bot die Gemeinde eine optische und musikalische Entdeckungsreise.

Wieder zurück im Dortmunder Norden lehnten in der St. Dionysius-Kirche Aquarellblätter an den Kirchenwänden. Sie zeigen menschliche Silhouetten, mehr oder weniger verdichtet. Eine Skulptur aus Pappelholz gleißt in Ultramarinblau. Der Künstler Stefan Pietryga bewies sich einmal mehr als subtiler Installationskünstler.

Er ist in Kirchderne kein Unbekannter. Schließlich wirkte er maßgeblich beim Umbau der Kirche mit. Altar, Taufstein wurden beispielsweise von ihm neugestaltet. Pietryga ist Holzbildhauer, Maler und Zeichner. Farbaspekte im Raum interessieren ihn. Die Ausstellung „Blau, gelb, rot“ wird noch einige Zeit zu sehen sein. Der Künstler denkt an eine „Nachbetrachtung“ Ende Oktober.

Foto: Stephan Schütze
Auf eine Entdeckungsreise mit den Augen hat die St. Nicolai-Kirche an der Lindemannstraße eingeladen.