Wer will ich sein, soll ich sein, kann ich noch werden? Was ist ein wahrhaftiges Leben? Und was hat die Macht, mich von meinem Weg abzubringen und in die Irre zu leiten? In der Reinoldikirche verliehen Tänzer*innen des Dortmunder Ensembles den elementaren Fragen des Lebens und Glaubens eine neue Dimension. Beim Gottesdienst „Ballett trifft Kirche“ ging es um falsche Ideale, Versuchungen und die Gabe, mit offenen Augen zu leben, mischten sich Auszüge aus der aktuellen Produktion von Xing Pen Wangs „Schwanensee“ am Theater Dortmund mit einer ebenso eindrücklichen Liturgie.
Zur Musik von Peter Tschaikowsky tanzten Javier Cacheiro Alemán, Cyril Pierre, Filip Kvačák und Ekaterine Surmava Ausschnitte aus dem weltberühmten Ballett in der Choreografie von Ballettmeister Xin Peng Wang. Pfarrerin Susanne Karmeier und Kantor an St. Marien, Manfred Grob, gestalteten den Gottesdienst.
Tobias Ehinger, Geschäftsführender Direktor des Theaters, sprach in seiner Kanzelrede über die Macht der Sehnsucht nach Perfektion, den Widerspruch von Sein und Schein. Er verglich Jesu Versuchung zur Macht nach 40 Tagen in der Wüste, die perfekte Scheinwelt der Schwanensee-Hauptfigur Siegfried und die akribisch inszenierte Social-Media-Performance der Menschen von heute: Täuschung und Selbstbetrug, aber auch Selbstfindung und die Suche nach Wahrhaftigkeit. „Wahrhaftigkeit ist eine Haltung und eine Stärke zugleich. Wahrhaftigkeit ist ein Leitfaden für uns selbst, unsere Entscheidungen, unser Handeln, unsere Reflektion und unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen. Wahrhaftigkeit bildet Gemeinschaft (…) Versuchen wir wahrhaftig zu sein!“