04.03.2015 // Pfarrer Hartmut Neumann geht

Flagge zeigen, wo die Menschen sind

Fast genau 35 Jahre nach seinem Start in der Melanchthon-Kirchengemeinde hat die St. Reinoldi-Kirchengemeinde Pfarrer Hartmut Neumann verabschiedet.

Pfarrer Hartmut Neumann nach 35 Jahren aus seiner Gemeinde verabschiedet

Er hatte die Auswahl zwischen drei oder sogar vier Berufen: Pfarrer, Kirchenmusiker, Journalist. Hartmut Neumann hat in allen gearbeitet und sogar noch das Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen gemacht.

Entschieden hat er sich Ende der 70er Jahre für die Theologie. Jetzt, am 1. März hat ihn seine Gemeinde in einem feierlichen Gottesdienst verabschiedet – beinahe auf den Tag genau 35 Jahre nach seinem Start in der damaligen Melanchthon-Kirchengemeinde.

Superintendent Ulf Schlüter lieferte zum Abschied eine beeindruckende Statistik über Neumanns Wirken in den vergangenen 12.783 Tagen als Pfarrer in der östlichen Innenstadt und darüber hinaus. Über die Reisen Paulus´ sind 30.000 Kilometer gut dokumentiert. Über die Reisen Neumanns mit der Gemeinde sei das nicht zu erheben, es müssten aber viele, viele mehr sein, ist sich Schlüter sicher.

Auch Neumanns publizistisches Wirken beeindruckte Schlüter. Den 13 Paulus-Briefen stehen allein schon 98 Gemeindebriefe gegenüber, neben vielen Berichten in der Tageszeitung und in „Unsere Kirche“. Und wie Paulus ist Neumann auf den Markt gegangen. Mindestens jährlich auf das „Kaiserstraßenfest“ Dabei ging es ihm darum, so Schlüter „dort wo die Menschen sind, Flagge zu zeigen“. Das rastlose Wirken „in der normalen Arbeit“ sei nicht zu dokumentieren, wer wüsste schon, wie viel Taufwasser zum Einsatz kam.

Schlüter dankte Neumann auch für die Arbeit im alten und neuen Kirchenkreis an den unterschiedlichsten Stellen: „Wir sind Gott dankbar für die Gaben, die er Dir geschenkt hat.“ Und für das große Aktivitätspotenzial, das statistisch nicht zu erfassen sei.

Geboren 1950 in Wanne-Eickel hat er schon mit 16 Jahren Verantwortung für eine nebenamtliche kirchenmusikalische Stelle getragen, wenige Jahre später begann er seine journalistische Tätigkeit in verschiedenen Lokalredaktionen, bei Musikzeitschriften und bei „Unsere Kirche“.

Es folgte das Studium der Evangelischen Theologie, Germanistik und Musikwissenschaften in Bochum mit erwähntem Abschluss und einem theologischen Examen in Bielefeld, schließlich auch ein kirchenmusikalisches B-Examen in Herford. Sein Vikariat führte ihn u.a. nach St. Reinoldi.

Sein Amt in Melanchthon hat er „als große Chance, so richtig Gemeindeaufbau zu machen“ begriffen. „Für mich war es immer wichtig, viele Besuche in der Gemeinde zu machen.“ Nicht, weil Kirche ein eigener Club hinter geschlossenen Türen sein soll. Denn genauso zentral war für ihn der Leitgedanke „Kirche mitten in der Welt“.

Deshalb denkt er besonders gern zurück an die von ihm veranstalteten Freizeiten der Gemeinde – „Freizeiten sind Gemeindeaufbau“ – oder auch an das Engagement für den Erhalt des Ostfriedhofs. „In vier Wochen haben wir 3.500 Unterschriften gesammelt“, erzählt er stolz. Dieser Erfolg – und viele mehr – ist entstanden im „ökumenischen Miteinander, gerade im gemeinsamen Wirken mit St. Franziskus“.

Neben seiner Gemeindearbeit war Pfarrer Neumann führend im Ferien- und Freizeitdienst des Kirchenkreises engagiert, hatte den Vorsitz im Fachausschuss Friedhof, war im Leitungsteam des Stadtbezirksmarketings und machte mit bei der Notfallseelsorge.

Und jetzt? Jetzt will er wieder Zeit haben für viel Musik und auch für etwas journalistische Tätigkeit. Das Ehepaar Neumann bleibt in Dortmund und wird im Sommer nach Kurl ziehen.

Foto: Stephan Schütze
Anfang März hat sich Pfarrer Hartmut Neumann (Bildmitte) in den Ruhestand verabschiedet.