25.04.2016 // Workshop-Tag

Flüchtlinge willkommen

900 minderjährige Flüchtlinge leben in Dortmund. Wie kann man sie willkommen heißen in unseren Schulen, Kindertagesstätten und überhaupt in unserer Stadt?

Ein Workshop-Tag zeigt, wie es geht

900 minderjährige Flüchtlinge leben in Dortmund. Hier haben sie zumindest vorübergehend eine Bleibe und Schutz gefunden. Doch die Geschichte ihrer Flucht ist in ihren Köpfen eingebrannt. Sie fühlen sich hier fremd, einsam, verloren und sind häufig traumatisiert.

Wie kann man sie willkommen heißen in unseren Schulen, Kindertagesstätten und überhaupt in unserer Stadt? Diesen Fragen ging ein Workshop-Tag nach, der sich speziell an Menschen wandte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Eingeladen dazu hatte das Evangelische Bildungswerk Dortmund und das Schulreferat des Evangelischen Kirchenkreises. Im Plenum und in einzelnen Workshops ging es dabei um Themen wie „Umgang mit traumatisierten Kindern“, „Religionssensibler Umgang mit Kindern“ oder auch „Sprachspiele im Unterricht in internationalen Klassen“.

In einem Eingangsstatement schilderte Superintendent i.R. Paul-Gerhard Stamm, seine aktuellen Erfahrungen als Vormund zweier minderjähriger Flüchtlinge. Deren Geschichten, so schränkte er ein, seien noch „vergleichsweise harmlos“. Dennoch sprengen sie unseren Vorstellungshorizont: Flucht aus Syrien über Kurdistan, die Türkei, den Balkan, Österreich bis schließlich Deutschland. Zu Fuß und versteckt in LKWs. Unterwegs aufgeflogen, verhaftet, von der Polizei zusammengeschlagen und ins Gefängnis gesteckt, aus dem dann erneut die Flucht gelang. Stamm erzählt von dem Versuch der Jugendlichen, ihre Familie nachzuholen – mit bürokratischen Hürden, die kafkaeske Züge annehmen. So musste die Familie, die sich mittlerweile nach Istanbul durchgeschlagen hatte, ihre Pässe in Damaskus organisieren und ihre Urkunden in Beirut beglaubigen lassen.

Immer wieder zitiert Stamm Sätze aus dem Alten und dem Neuen Testament. „Fremde müssen aufgenommen werden, so steht es in der Bibel“, ist seine Schlussfolgerung. Und die Forderung daraus ist einfach: „Wenn ihr Christen seid, dann tut das einfach.“

Foto: Stephan Schütze
Anregungen für die Arbeit mit Flüchtlingen gab der Workshoptag des Ev. Bildungswerks und des Schulreferats. Unser Foto zeigt (v.l.) Superintendent i.R. Paul-Gerhard Stamm, Katrin Köster (Ev. Bildungswerk), Saida Aderras (Islamwissenschaftlerin), Monika Imhoff (Traumatherapeutin), Pfarrerin Beate Brauckhoff (Ev. Bildungswerk), Pfarrerin Ina A. Bierbrodt (Schulreferat) und Reinhard Horn (Kinderliedermacher).