Informationsveranstaltung der Lüner Plattform „Mut zur Verantwortung“
Eigentlich war der Abend schwarz-gelb vorgebucht. Doch trotz dem zeitgleichen Viertelfinal-Hinspiel der Champions League konnte die Lüner Plattform „Mut zur Verantwortung“ viele Gäste begrüßen. Zu ihrer zweiten Informations- und Diskussionsveranstaltung hatte sie ins Gemeindehaus St. Georg eingeladen.
Um „Forensik verstehen“, so der Titel, ging es während der mehr als zwei Stunden. Diskutiert wurden die Fragen, was eigentlich in einer forensischen Klinik geschieht, was die sogenannten „Lockerungen“ – begleitete oder auch unbegleitete Ausgängen der Patienten – sind und welche Mitwirkungsmöglichkeiten der Planungsbeirat hat.
Rede und Antwort standen mit Tilmann Hollweg und Ute Franz zwei ausgewiesene Experten. Hollweg ist als Landesrat für den Maßregelvollzug verantwortlich für sechs forensische Kliniken des Landschaftsverbandes mit 1.300 Patienten. Franz ist ärztliche Leiterin der Wilfried-Rasch-Klinik für forensische Psychiatrie in Dortmund.
Eine forensische Klinik, so Hollweg, habe die beiden Aufgaben, die Bevölkerung vor psychisch kranken Straftätern zu schützen und sie selbst zu therapieren. Darin liege auch der große Unterschied zu einer Strafanstalt. „Aus dem Gefängnis kommt man so raus wie man reinkommt“, sagte Hollweg. Deshalb sei die Rückfallquote bei Patienten von forensischen Kliniken deutlich kleiner.
Wenn man sich eine forensische Klinik anschaue, sei man schnell davon überzeugt, dass sie ausbruchssicher sei, so Franz. Ein „sensibleres Thema“ seien allerdings die Lockerungen. Notwendig seien sie als Vorbereitung für eine erfolgreiche Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Sie würden abhängig gemacht von einem nachweisbaren Therapieerfolg.
„Dabei fließen die Beobachtungen und Beurteilungen aller beteiligten Berufsgruppen, einschließlich externer Gutachter, ein.“ Diese forensischen Prognosen seien in den letzten Jahren „sehr sicher geworden“, so Hollweg. So hätte es zwar Lockerungsmissbräuche gegeben, jedoch keine daraus resultierenden Gewaltdelikte.
Ein „Bindeglied zwischen der forensischen Klinik und der Öffentlichkeit“ sei der Planungsbeirat der Klinik, deren Mitglieder im Februar berufen worden sind. Er besteht bislang aus 21 Personen – Vertreter der „Plattform“, aber auch der Bürgerinitiative gegen die Forensik, Vertreter aller Ratsfraktionen, von Siedlergemeinschaften, Kindertagesstätten und Schulen. Der Beirat befasst sich u.a. mit der Bauplanung und –ausführung, mit Sicherheitsfragen und der Klinikstruktur.