07.10.2016 // Mensch, Tier und Schöpfung

Freude am Leben für Mensch und Tier

Die heimliche Stars waren die Vierbeiner im Altarraum beim Gottesdienst in der Pauluskirche: Die Ziegen Jaro und Jannes und das Pferd Katinka.

Kirchentag Mensch, Tier und Schöpfung in der Lydia-Gemeinde


„Was verdient die Kuh?“ Diese Frage war kürzlich in der Kundenzeitschrift des Demeter-Verbandes zu lesen. Nun, Kühe waren im Gottesdienst des dritten Kirchentages Mensch und Tier der Evangelischen Lydia-Kirchengemeinde nicht zu sehen.

Dafür aber zahlreiche Hunde verschiedenster Rassen, Alter und Größe: Dackel, Golden Retriever, Terrier, Mischlinge und sogar eine sonntäglich aufgehübschte Pudeldame zählten dazu.

Heimliche Stars waren allerdings die Vierbeiner im Altarraum. Jaro und Jannes, zwei Ziegen, die genüsslich am Kaninchenheu knabberten sowie das Pferd Katinka, das das Treiben in den Kirchenbänken mit stoischem Gleichmut betrachtete.

Katinka reiste extra für den Kirchentag mit ihren Besitzern aus Hagen an. Sie war aber nicht zum ersten Mal in der Pauluskirche. Pfarrer Friedrich Laker: „Im Weihnachtsgottesdienst war Katinka in der Kirche dabei.“ Eine lebende Krippenfigur sozusagen.

„In diesem Gottesdienst feiern wir nicht nur die Liebe zwischen Mann und Frau, sondern die Liebe zu allen Geschöpfen“, so Pfarrer Laker bei seiner Begrüßung. Es folgte ein Grußwort von Pfarrer Volker Rotthauwe, Pfarrer für Nachhaltige Entwicklung in der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Die Themen Tierwohl, Tierethik und Tierrechte seien in der Mitte der Gesellschaft angekommen, ist er sich sicher. Und er forderte: „Wir brauchen eine neue Theologie mit dem Gesicht zum Tier.“ Der katholische Pfarrer Ansgar Schocke las einen Schöpfungspsalm.

Dass die Bewahrung der Schöpfung nicht nur Sache der Erwachsenen ist, zeigten vier Mädchen, die gemeinsam mit anderen eine Demonstration für den Tierschutz organisiert haben. Die Idee dazu hatte Merle. Sie wandte sich in einem Brief, in dem sie ihr Anliegen vortrug, an den Dortmunder Polizeipräsidenten.

Der war davon so begeistert, dass er persönlich zur Demonstration kam. Die kleinen Naturschützer durften auch Spenden sammeln. Rund 1.400 Euro konnten sie an den WWF überweisen.

Die Predigt hielt Pfarrer Ulrich Seidel, Vorsitzender der Aktion Kirche und Tier e. V. „Menschen wie Tiere wollen ein Leben leben, das Freude macht. Und sie wollen sich am Leben freuen“, ist sich der Theologe sicher. Schließlich sei der Mensch auch nur ein Tier, führte er weiter aus und zitierte Albert Schweitzer: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“

Diesen Satz habe er seinen Konfirmandinnen und Konfirmanden immer wieder eingetrichtert, gestand Ulrich Seidel mit einem Augenzwinkern. Dann zitierte er noch Luise Rinser: „Es wird lange dauern, bis die Menschheit begriffen hat, dass nicht nur die Völker der Erde ein Volk sind, sondern dass Menschen, Pflanzen und Tiere zusammen Reich Gottes sind und dass das Schicksal des einen Bereichs auch das Schicksal des andern ist.“

Foto: Stephan Schütze
Tiere und Menschen gemeinsam im Altarraum: Beim Gottesdienst zum Kirchentag Mensch und Tier nichts Ungewöhnliches.