18.08.2015 // Gottesdienst zum Saisonstart

Fritz Pleitgen predigt im BVB-Gottesdienst

Fritz Pleitgen predigte vor dem Bundesligastart beim BVB-Auftaktgottesdienst vor 300 Fans.

Kleine Theologie des Fußballs

4:0 Auftaktsieg. Tolles Spiel, herausragende Mannschaftsleistung. Die meisten der 300 Fans beim BVB-Auftaktgottesdienst werden sich das so gewünscht haben. Aber nach der letzten Saison, und dann noch gegen Borussia Mönchengladbach, nicht zu hoffen gewagt haben.

Auch nicht Fritz Pleitgen, der am Donnerstag vor dem Start der 1. Bundesliga in der Gründungskirche des BVB predigte oder Karsten Haug, Gemeinderefent dort an der Katholischen Kirche Heilige Dreifaltigkeit am Borsigplatz. Gemeinsam mit Vikar Kornelius Heering von der Evangelischen Lydia-Gemeinde und Imam Lütfi Yilmaz, Kocatepe-Moschee, gestalteten sie einen launigen Gottesdienst.

Mit seiner Kanzelrede stehe er unter einer besonderen Verantwortung, deutete der Journalist Pleitgen die Aufgabe des Abends. Schließlich ginge es um etwas Großes: Den Blick auf die neue Saison und die damit verbundenen Hoffnungen und Sorgen, besonders im Rückblick auf die letzte Saison. „Fußball ist ein runder Gott“, erklärte Pleitgen. „Religion und Fußball haben viel miteinander zu tun“. Dort gäbe es Leid und Verzückung, „Hosianna“ und „Kreuziget ihn“. Niemand habe Herbert Zimmermann der Blasphemie bezichtigt, nachdem er 1954 Toni Turek zum Fußballgott erkor. Und Gott habe ein Auge zugedrückt als Diego Maradonna 1986 im Viertelfinale gegen England mit der Hand ein Tor erzielte. „Das passiert ja im Fußball oft“, versicherte Pleitgen. Die Bergpredigt sei allerdings für den Fußball nicht maßgeschneidert.

Pleitgen ist seit 1949 Fan der Borussia. Am vom Vater aus der zerbombten Wohnung geborgenen Volksempfänger verfolgte der 11-Jährige das Meisterschaftsspiel gegen den VfR Mannheim. Die Borussia ging zweimal in Führung. Erst in der Verlängerung unterlag sie 3:2. „Überragend gespielt, trotzdem verloren, damals schon“, erklärte Pleitgen. Aber auch die nachfolgenden insgesamt acht Meisterschaften hätten die Leidenschaft für diesen Verein gerechtfertigt.  

Vikar Kornelius Heering von der Evangelischen Lydia-Gemeinde wünscht sich spannende Spiele und Fair Play nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf den Tribünen und in der Gesellschaft. Im Gebet mahnte er, den Blick auf die Mitmenschen nicht zu verlieren, egal welcher Herkunft oder ob sie am Rande der Gesellschaft stehen.

Zum Schluss, nach der Übergabe der Jubiläumsfahne an den BVB, dem Vater unser und dem Segen, sangen 300 schwarzgelbe Fans das Borussialied.

Foto: Stephan Schütze
Am Ende des Auftakt-Gottesdienstes überreichte die Gemeinde die Jubiläumsfahne an den BVB, vertreten durch den Präsidenten Reinhard Rauball, und die Fanabteilung mit dem Fanbeauftragten Siggi Held.