07.11.2016 // Lünen

Gedenken an Pogromnacht

78 Jahre sind vergangen seit dem Ereignis, das „Reichskristallnacht“ genannt wurde. Ausschreitungen, Zerstörungen und Plünderungen jüdischer Wohnungen, Geschäfte und Synagogen.

78 Jahre sind vergangen seit dem Ereignis, das damals „Reichskristallnacht“ genannt wurde. Ausschreitungen, Zerstörungen und Plünderungen jüdischer Wohnungen, Geschäfte und Synagogen. Gewalt gegen jüdische Bürger, Verhaftungen und Morde.

Die Pogromnacht gilt als Beginn der systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Ein Gottesdienst in der Stadtkirche St. Georg hat den Opfern der Pogromnacht vom 9. November 1938 in Lünen gedacht.

„Kaum jemand unter uns hat eine eigene Erinnerung daran oder eine eigene Schuld“, so Thomas Grabowski vom Presbyterium der Gemeinde bei der Begrüßung. Es gehe um das Wachhalten der Erinnerung, die es zu bewahren gilt „in einer Welt voll Krieg, Hass und Gewalt.“

„Unsere Geschichte wäre zu Ende, wenn wir vergessen würden“, so Diakon Wilfried Heß von der Katholischen Kirche. Die damaligen Gräueltaten seien „das dunkelste Kapitel unsere Stadtgeschichte“. Hess spannte in seinem Vortrag einen Bogen von 1492, der ersten Erwähnung von Juden in der Stadtgeschichte Lünens, bis hin in die Nazizeit.

Waren Juden zunächst „Fremdlinge“ und „Gäste“ ohne die Möglichkeit der freien Berufswahl oder des Erwerbs von Grundeigentum, so wurden sie ab Beginn des 19. Jahrhunderts „selbstverständlicher Teil der Gesellschaft mit allen Rechten und Pflichten“. Die evangelische und die katholische Gemeinde halfen sogar, eine Synagoge zu errichten. Auch wenn sich eine jahrzehntelange selbstverständliche Nachbarschaft herausbildete, blieben doch unterschwellige Vorurteile. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts bewusst geschürt, bereiteten sie den Boden für die Judenverfolgung und –vernichtung der Nazis.

Für Pfarrer Udo Kytzia erinnert „die Verrohung unserer Zeit und unserer Gesellschaft“ in manchem an die damaligen Ereignisse. „Und dann wird der 9. November 1938 nicht nur eine Erinnerung an etwas, was weit weg ist.“ Es brauche, so appellierte er in seiner Predigt, einen „Geist der Empathie, der Besonnenheit und der Solidarität“.

Foto: Sam Ogunnibi
Für Pfarrer Udo Kytzia erinnert „die Verrohung unserer Zeit und unserer Gesellschaft“ in manchem an die damaligen Ereignisse. „Und dann wird der 9. November 1938 nicht nur eine Erinnerung an etwas, was weit weg ist.“