16.11.2017

Gegen den braunen Ungeist

Fünf Jahre Christen gegen Rechtsextremismus

Kirchentag und AfD? Hans Leyendecker, der Präsident des Dortmunder Kirchentages 2019, kann es sich nicht vorstellen, „dass der Kirchentag einem Vertreter der AfD eine Bühne geben wird“. Der Journalist Leyendecker hatte bei  der Jubiläumsfeier zum fünfjährigen Bestehen des Arbeitskreises Christen gegen Rechtsextremismus den Festvortrag gehalten.

Er erinnerte in seinem Vortrag daran, dass seit 1990 75 Menschen von Rechtsextremen ermordet wurden. Doch auch das gesellschaftliche Klima sei gefährlich, das Gewaltakte mit Sympathie begleitet. „Wir erleben eine Parallelgesellschaft von Leuten, die gegen das Fremde, gegen demokratische Parteien und auch gegen die Medien antreten.“

Mit Blick auf den Arbeitskreis meinte er: „Es reicht nicht aus, die richtige Gesinnung zu haben, man muss sich auch einmischen und die mühsame tägliche Arbeit verrichten.“ In diesem Sinne sei der Arbeitskreis ein „Kleinod der Stadtgesellschaft“.

Pfarrer Friedrich Stiller vom Koordinierungskreis Christen gegen Rechts freute sich darüber, wie viele Menschen aktiv werden gegen die, die sich „in die Tradition eines Verbrecherregimes“ stellen.
Bei der anschließenden Talkrunde wehrte sich Bürgermeisterin Birgit Jörder gegen die Bezeichnung Dortmunds als „Hochburg des Rechtsextremismus“.

Es seien 50 bis 80 „fehlgeleitete Menschen“, die versuchen, „unsere Gesellschaft zu stören“. Von denen, ergänzte DGB-Chefin Jutta Reiter, gehe allerdings eine „verheerende Wirkung“ aus. Deshalb sei sie froh, „dass die Stadt alles tut, um die Zivilgesellschaft zu stärken“.

Auf erfolgreiche Einsätze gegen Rechtsextreme verwies Polizeipräsident Gregor Lange. Entgegen dem Landestrend habe es in Dortmund einen deutlichen Rückgang von rechtsextremen Gewalt- und Straftaten gegeben. Lange versicherte, „für die Polizei kann ich sagen: wir haben den längeren Atem.“

Einen bewussten Kontrapunkt setzte Superintendent Ulf Schlüter. Denn es sei „nicht immer so gewesen, dass sich Protestanten demokratisch engagieren.“ Die „symbiotische Nähe von Thron und Altar“ habe lange nachgewirkt. In der ersten deutschen Demokratie seien 90 Prozent der protestantischen Pfarrer „deutschnational bis in die Knochen“ gewesen. „Bis zur Ankunft in einem demokratisch gesinnten Protestantismus hat es einen langen Weg, einen 2. Weltkrieg und die Shoa gebraucht.“ Heute könnten wir allerdings mit Entschiedenheit sagen: „Wir haben gelernt.“ Schlüter versicherte, dass der Evangelische Kirchenkreis auch in den kommenden Jahren dem braunen Ungeist entgegentreten wird.