20.08.2019

Gemeinsam Kirche sein

Die Lydia-Gemeinde in der Dortmunder Nordstadt wird die erste Internationale Gemeinde Westfalens

Die evangelische Lydia-Gemeinde ist bunt und aufregend. Sie umfasst weite Teile der Dortmunder Nordstadt, vom Hafen über die Pauluskirche mit ihren vielfältigen Kulturveranstaltungen, jenseits des Hauptbahnhofs, bis hin zum modern gestalteten Lutherzentrum hinterm Borsigplatz, gleich in der Nachbarschaft der katholischen Ursprungsgemeinde des BVB. Ihre Gemeindemitglieder bzw. deren Familien stammen aus mehr als 90 verschiedenen Nationen. Eine Herausforderung für das Gemeindeleben – und eine große Chance zugleich.

Das meinten die Pfarrerinnen und Pfarrer der Lydia-Gemeinde und starteten vor drei Jahren das Projekt „Gemeinsam Kirche sein – Internationale Gemeinde“. Ziel war es, in den kommenden Jahren die zahlreichen Christinnen und Christen mit Migrationshintergrund in das Gemeindeleben zu integrieren. Sie sollten in der Lydia-Gemeinde ihre geistliche und soziale Heimat finden. Gleichzeitig galt es aber auch, alteingesessenen Gemeindegliedern ihre Beheimatung in der Lydia-Gemeinde zu erhalten. Beide heterogenen Gruppen – so das Ziel – sollen „Gemeinsam Kirche sein“ können.

Das Projekt sorgte bald über Dortmunds Grenzen hinaus für Aufmerksamkeit. Und so wurde es als Pilot-Projekt von der Evangelischen Kirche von Westfalen gefördert. Im vergangenen Jahr bekräftigte die Landeskirche ihre Unterstützung und setzte die Förderung für weitere zwei Jahre fort. Im Jahr 2020, so war und ist das Ziel, soll die Evangelische Lydia-Gemeinde die erste Internationale Ortsgemeinde in Westfalen sein.

Die ersten Schritte waren vielversprechend und erfolgreich. Besonders bunt und lebendig geht es in der Kinderkirche zu. Hier treffen sich Kinder mit unterschiedlichen Sprachen und kulturellem Hintergrund zu Bibeltagen mit anschließenden Familiengottesdiensten. Auch ein internationaler Kinder- und Jugendchor ist schon aus dieser Arbeit entstanden.

Musik ist auch an anderer Stelle ein verbindendes Element. So sind auch andere Chöre der Gemeinde mittlerweile in das Projekt einbezogen. Eine Band mit Studierenden aus Kamerun – die „Living Worshippers“ – nutzt Probenräume in der Gemeinde und bereichert Gottesdienste und andere Veranstaltungen mit ihrer Musik. Zudem gibt es in Lydia seit geraumer Zeit regelmäßig internationale Gottesdienste, etwa gemeinsam mit einer afrikanischen oder einer koreanischen Gemeinde.

Mittlerweile engagieren sich Gemeindeglieder mit internationalem Hintergrund auch schon in Gremien und inhaltlichen Gruppen der Gemeinde. Nicht auszuschließen, dass die eine oder der andere sich im kommenden Jahr als Kandidatin oder Kandidat für die Neuwahlen zum Presbyterium bereit erklärt.

Das würde die federführenden Pfarrerinnen Birgit Worms-Nigmann und Carola Theilig freuen. Denn es würde einen weiteren Schritt für das Miteinander aller so unterschiedlichen Gruppen in der Nordstadtgemeinde kennzeichnen. Für die Pfarrerinnen war es von Anfang an wichtig, ihre Projektidee allen Gemeindegliedern zu vermitteln. In Versammlungen und Sitzungen, Gruppen und Kreisen stellten sie ihre Vision von einer Internationalen Gemeinde vor. Keiner sollte das Gefühl bekommen, dass die bisherige Gemeindearbeit künftig vernachlässigt werde. Das, so die Pfarrerinnen, scheint gelungen zu sein. Dass Aktive der „Kerngemeinde“ den Rücken kehren, ist aktuell nicht zu befürchten.

Vielmehr, so betonen Birgit Worms-Nigmann und Carola Theilig, sollen in der Lydia-Gemeinde unterschiedliche Frömmigkeitsstile und kulturelle Gepflogenheiten ihren Platz haben. Wenn diese Offenheit füreinander gelingt, dann werden die Menschen in der Internationalen Gemeinde in Zukunft wirklich „Gemeinsam Kirche sein“.

Foto: Stephan Schütze
Zur Internationalen Gemeinde wird die evangelische Lydia-Kirchengemeinde. Unser Foto zeigt einen internationalen Gottesdienst.
Foto: Stephan Schütze