19.03.2014 // Ein Koffer für die letzte Reise

Gepäck des Lebens

Das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen. Was hindert uns aber, einen Koffer für das Jenseits zu packen? Diese Frage hat den Bestatter Fritz Roth zu einer anrührenden Ausstellung inspiriert.

Ausstellung in Lünen: „Ein Koffer für die letzte Reise“

Das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen. Was hindert uns aber, einen Koffer für das Jenseits zu packen? Diese Frage hat den Bestatter Fritz Roth zu einer anrührenden Ausstellung inspiriert. Über 100 Koffer hat er verschickt. Koffer, die schon selbst Vergänglichkeit atmen mit ihren altmodischen Kofferecken und dem verblassten geblümten Einschlagpapier.

Was ist am Ende so wichtig, dass wir es mitnehmen wollen? Maler und Metzgermeister, Teenager und Rentnerin, Professor und Prominente packten ihr Lebensgepäck für das, was danach kommen mag ein.

Die Koffer erzählen pralle Lebensgeschichten. Liebesbriefe, Fotos von glücklichen Momenten finden sich da, abgeliebte Teddybären genauso wie die letzte Zigarette auch bekannt als Sargnagel.

Auf alle Eventualitäten scheinen manche vorzubereitet zu sein. Die Taschenlampe für die erwartete Dunkelheit, Schutzbrille für das göttliche Licht täuschen aber nicht über die nüchterne Erkenntnis der Kofferpackerin: „Ich bin auf alles vorbereitet, nur auf den Tod nicht.“ Andere lassen den Koffer lieber gleich leer. „Ich kam ohne Gepäck und gehe auch ohne.“

Sterben und Tod kennen die meisten nur aus dem Fernsehen. Gestorben wird in Krankenhäusern, manchmal im Hospiz, selten Zuhause. Der Tod ist immer noch tabuisiert, findet Pfarrer Ulrich Klink. Daher war er sofort begeistert von der Idee Annette Goebels, Koordinatorin für Altenarbeit, die Ausstellung nach Lünen zu holen.

Die Lebenskoffer machen das schwere Thema leicht. Schmunzeln, staunen und ergriffen werden, sollen die Besucher. Und vielleicht auch selbst in Gedanken einen Koffer packen.

Der Ausstellungsmacher Fritz Roth ist im letzten Dezember gestorben. „Das Grußwort eines Toten“ sprach sein Sohn David Roth. Bewegt erzählt er von dem Tod seines Vaters. Schöner kann ein Abschiednehmen wohl nicht ausfallen. Fritz Roth wurde daheim aufgebahrt. Familie und Freunde kamen, gaben ihm ein Kölsch und sein liebstes Weihnachtsgebäck für die letzte Reise mit. „Wir haben gesehen, was an ihm sterblich war und was ihn beseelte“, so Sohn David Roth.

Das Kunstprojekt von Fritz Roth beflügelt die Menschen weiter. Auch fünf Lüner haben exklusiv für den Hansasaal einen Koffer gepackt. Wer sich die letzte Reise ohne Pippi Langstrumpf, Abba oder Fahrradklingel nicht vorstellen mag, sei hier nicht verraten.

Foto: Samuel Ogunnibi
Ein Koffer voller Lebensgeschichten. Seinen Ausstellungsfavoriten zeigt David Roth, Sohn des Bestatters Fritz Roth, in der Ausstellung in Lünen.