12.06.2015 // Konflikt Israel-Palästina

Gerechtigkeit schafft Frieden

Der „status confessionis“, der Bekenntnisfall, sei für die Kirchen heute eingetreten, wenn es um das Verhältnis Israel-Palästina gehe, sagt Friedensaktivist Mark Bravermann.

Vortrag von Mark Bravermann zum Konflikt Israel-Palästina

Der „status confessionis“, der Bekenntnisfall, sei für die Kirchen heute eingetreten, wenn es um das Verhältnis Israel-Palästina gehe. Und der Friedensaktivist Mark Bravermann, Direktor von Kairos USA, wirft gerade der EKD vor, sich um dieses Bekenntnis herumzulavieren.

Bravermann referierte auf Einladung der Werkstatt Ökumene Eine Welt und der Kirchengemeinde Brackel zum Thema des palästinensischen Freiheitskampfes, den er – so der Untertitel der Veranstaltung – als „eine Herausforderung für die Kirche“ ansieht.

Bravermans Thesen sind mutig bis provokant, er selbst ist in der jüdischen wie christlichen Welt umstritten. Sofort zu Beginn des Abends kündigte er an, er wolle „Tacheles“ reden.

1948 in Philadelphia in einer traditionell jüdischen Familie geboren sei er „ganz natürlich als Zionist“ aufgewachsen.  Mittlerweile hat er sich zum Antizionisten gewandelt. Denn der Zionismus sei ein Kind des 19. Jahrhunderts, ein „ethnischer Nationalismus“. Deshalb passe er nicht mehr in eine globalisierte Welt, in der es darum gehe, Grenzen zu überwinden.

67 Jahre lang seien die Palästinenser aus ihrer Heimat systematisch vertrieben worden; das sei, und hier zitierte er den israelischen Historiker Ilan Pappe, ein „Genozid in kleinen Schritten“. Bei diesem Konflikt würden die westlichen Regierungen, die jüdischen Institutionen und oft auch die christlichen Kirchen nicht die Opfer, sondern die Täter unterstützen. „Es ist so, als wenn alles auf dem Kopf stünde.“

Die Bekenntnisse des Westens nach einer Zweistaatenlösung bezeichnet er als „politisches Theater“. Netanjahu hätte die Wahrheit ausgesprochen, als er noch vor seiner Wiederwahl betonte, es würde keinen Palästinenserstaat geben.

Bravermann selbst sieht die Lösung in einem gemeinsamen und friedlichen Zusammenleben in einem Staat, wie es in Südafrika seit 1992 auch möglich sei. Überhaupt zog sich der Vergleich mit dem Apartheidstaat Südafrika durch seinen Vortrag.

Bravermann setzt auf eine weltweite Bewegung von unten, um aus dem heutigen Israel der Apartheid ein Israel als Land des Friedens zu machen. Nur so könne dessen Existenz gesichert werden. Sein Ruf an die Kirchen ist, den Freiheitskampf der Palästinenser genauso zu unterstützen, wie sie den Freiheitskampf der schwarzen Südafrikaner unterstützt hatten.

Foto: Stephan Schütze
Um das Verhältnis Israel-Palästina und die Rolle der Kirchen ging es bei dem Vortrag von Mark Bravermann aus den USA.