04.09.2015 // Flüchtlinge

Gottesdienst „Flucht und Vertreibung“ in St. Marien

Zu einem Gottesdienst "Flucht und Vertreibung" mit Gästen aus Syrien hatte die Mariengemeinde Anfang September eingeladen.

Der Flüchtling ist wie wir

Glück für das Ehepaar Haddad: das Glück, mit Visum und per Flugzeug aus Syrien nach Deutschland zu kommen und nicht über das nasse Grab des Mittelmeeres fliehen zu müssen. Geflohen sind die beiden Ärzte aus Damaskus aus Angst vor dem sogenannten „Islamischen Staat“,  vor der sozialen Lage und überhaupt vor der Zukunft. „Syrien ist nicht sicher.“ Seit drei Monaten leben sie in Dortmund. Anfang September haben sie zusammen mit Diakoniepfarrer Niels Back und Thomas Müller von der Mariengemeinde zu einem Gottesdienst „Flucht und Vertreibung“ eingeladen.

Die Bibel sei ein „Fachbuch für Flucht und Vertreibung“, so Müller im Gottesdienst in der Stadtkirche St. Marien. Sie sei „gefüllt mit Fluchtgeschichten“ bis hin zu Christi Geburt. Die Bibel, so Pfarrer Back in seiner Predigt, fordere uns deshalb auf, die Flüchtlinge so zu betrachten als seien sie Einheimische. „Liebe den Fremdling, denn er ist wie du“ heiße die wortwörtliche Übersetzung der Bibelstelle aus dem Hebräischen. „Wie du möchte er leben, wie du sehnt er sich geliebt zu werden und zu lieben. Er ist dir gleich.“ Die Flüchtlinge kämen nicht, weil sie uns etwas wegnehmen wollen; sie würden lieber in ihrer Heimat bleiben. „Wir möchten zwar hier arbeiten und leben“, so das Ehepaar Haddad, „doch wenn die Lage in Syrien besser ist, wollen wir zurückkehren – und dann alle einladen, zu uns zu kommen.“

Sowohl Müller als auch Back griffen die ängstlichen Stimmen auf. Können wir allen helfen? Werden es nicht zu viele? „Ein zu viel darf es hier nicht geben, solange es ein zu wenig an Würde in der Heimat der geflüchteten Menschen gibt“, meinte Müller. Back erinnerte daran, dass von den mehr als 50 Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, über 90 Prozent in den Nachbarstaaten ihrer Heimat bleiben. „Nicht wir sind es, es sind die armen Länder, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen. Sie leisten viel mehr als wir.“ Und Back erinnerte auch an die biblische Botschaft: „Wer die Fremden aufnimmt, der nimmt Christus selbst auf.“

In der Mariengemeinde gibt es einen Unterstützerkreis für Flüchtlinge, der den Gottesdienst vorbereitet hat.  Er trifft sich am 11. September, 9. Oktober und am 13. November jeweils um 17.30 Uhr im Gemeindehaus St. Marien, Kleppingstr. 5  (Kontakt über Thomas Müller, 0231/514060).

 

Diakoniepfarrer Niels Back, das Ehepaar Haddad und Thomas Müller beim Gottesdienst in St. Marien (v.l.). Foto: Stephan Schütze