21.09.2020

Gregorianik, Dortmunder Passagen und der kleine Prinz

Evangelische Kirchen bei der etwas anderen Dortmunder Museumsnacht 2020

Auch die Dortmunder DEW21- Museumsnacht war in diesem Jahr anders als sonst. Überall mussten die Veranstaltenden darauf achten, dass nicht zu viele Menschen an Führungen, Lesungen oder Konzerten teilnahmen. Abstandsregeln waren zu beachten, Hygienevorschriften mussten befolgt werden – man kennt das mittlerweile aus vielen Verrichtungen im Alltag. Aber die wichtigste Botschaft war: die Museumsnacht konnte stattfinden.

Stadtrundgang: "Kirche und Politik von der Reformation bis heute"

Mit attraktiven Angeboten dabei waren auch drei evangelische Innenstadtkirchen: die Stadtkirchen St. Petri, St. Reinoldi und St. Marien – und der Evangelische Kirchenkreis. Los ging’s schon am Nachmittag. Da startete zweimal, um 16 Uhr und um 17.30 Uhr, am reinoldiforum der Stadtrundgang: "Kirche und Politik von der Reformation bis heute".

Der Journalist und Historiker Oliver Volmerich und Pfarrer Friedrich Stiller nahmen Besucherinnen und Besucher mit in einen geschichtlichen Blick durch mehrere Jahrhunderte. Sie beantworteten dabei spannende Fragen, zum Beispiel: Warum stehen eigentlich die Kirchen St. Reinoldi und St. Marien direkt nebeneinander? Wie kam es überhaupt zur Reformation? Oder auch: Wie haben sich die Kirchen in Dortmund im NS-Staat verhalten?

Literarisches Stadtporträt in St. Petri

Ebenfalls schon um 16 Uhr konnten Besucherinnen und Besucher in der Petri-Kirche Frauengeschichten aus der Vita Jesu entdecken. Sie sind auf der Bilderseite des berühmten Antwerpener Altars von 1521 zu sehen.

Weiter ging es in St. Petri mit einem literarisches Stadtporträt von LiteraturRaumDortmundRuhr. Die Gruppe hatte schon zum Kirchentag im vergangenen Jahr eine Collage aus Geschichten und Gedichten zum Psalm 23 vorgestellt, die sie mit der Stadt Dortmund in Verbindung gebracht haben.

Am Abend wartete die Stadtkirche mit einem Konzert des Tenors Johannes Groß, Mitbegründer der "German Tenors" auf. Zu Ende ging der Abend hier mit einem stimmungsvollen Kerzenspaziergang durch die fast dunkle Kirche.

600 Jahre Marienaltar des Conrad von Soest

St. Marien begann mit einem poetischen Konzerterlebnis, das sich auch an Kinder richtete. "Bitte mal mir ein Schaf", war der Titel der Darbietung, die Antoine de Saint-Exupérys Geschichte vom kleinen Prinzen mit Orgelstücken des Komponisten Andreas Willscher begleitete.

Kunsthistorikerin Silvia Schmidt-Bauer schloss sich an mit interessanten Details zur 600jährigen Geschichte des Marienaltars von Conrad von Soest. Den Abschluss in St. Marien brachten gregorianische Gesänge. Die Schola an St. Marien unter der Leitung von Gisela Schneider entführte ihre Zuhörerinnen und Zuhörer damit in dem farblich gestalteten Kirchraum in einen mittelalterlichen Zauber.

St. Reinoldi als Drehscheibe historischer Zusammenhänge

Mit Musik startete die Museumsnacht auch in der benachbarten Kirche St. Reinoldi. "Sacred and Profane" war der Titel des Konzerts, mit dem Kantor Christian Drengk am Klavier, Freya Deiting (Violine), Annette Rettich (Cello) und Marko Kassel (Akkordeon) eindrücklich machten, wie sehr sich die vermeintlich gegensätzlichen künstlerischen Bereiche von religiöser und weltlicher Musik gegenseitig beeinflussen.

Prof. Dr. Barbara Welzel, Dr. Niklas Gliesmann und Pfarrer Michael Küstermann verdeutlichten anschließend in ihrer Führung „Dortmunder Passagen“, wie prägend die Stadtkirche St. Reinoldi in unterschiedlichen historischen Zusammenhängen als Drehscheibe dient.

Den musikalischen Schlusspunkt setzte in St. Reinoldi der Jugendkonzertchor der Chorakademie unter der Leitung von Felix Heitmann. Nach Monaten des Verzichts auf Chormusik brachten die jungen Sängerinnen und Sänger mit ihrem Konzert "Sommerpsalm" einem möglichst großen Publikum skandinavische Chormusik zu Gehör.

Foto: Stephan Schütze
St. Petri im Kerzenlicht; Pfarrerin Christel Schürmann lud zum Abschluss zu einem stimmungsvollen Kerzenspaziergang durch die dunkle Stadtkirche ein.
Foto: Stephan Schütze