02.03.2017 // Querdenkerinnen

Grundeinkommen und Care-Arbeit

Um das Bedingungslose Grundeinkommen ging es beim Salon der Querdenkerinnen im Februar.

Antje Schrupp zu Gast im Salon der Querdenkerinnen


„Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens ist nicht neu, aber zurzeit hochaktuell“, wusste Anke Steger, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, bei ihrer Begrüßung zum Salon der Querdenkerinnen zu berichten. Gerade sei in Finnland ein Test mit 2.000 zufällig ausgewählten Teilnehmern angelaufen. Sie erhalten zwei Jahre lang Geld, an dessen Bezug keinerlei Bedingungen geknüpft sind. Und in Kenia seien es sogar 26.000 Menschen, die in ihrem Land an einem solchen Experiment teilnähmen. Das – Bedingungslose – Grundeinkommen (BGE) war auch Thema der Veranstaltung, zu der die Salon-Vordenkerinnen die Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp eingeladen hatten. Der Abend stand unter dem Motto „Gutes Leben für alle? – Grundeinkommen und Care-Arbeit“.

„Jeder sollte genug zum Leben haben, egal ob er arbeitet oder nicht“, gab sich Schrupp gleich zu Beginn kämpferisch. Spannend sei, dass sich sowohl Pro als auch Contra zum BGE quer durch die Parteienlandschaft ziehe. „Es gibt keine klare Linie, weder in den Parteien noch in den Gewerkschaften.“ Schrupp: „Gegner des BGE befürchten, dass dann alle nur noch Chips essend auf dem Sofa sitzen und keiner mehr arbeiten will.“ Doch arbeiten alle Menschen nur, weil sie für die Arbeit bezahlt werden? Hierzu führte Schrupp aus: „Mütter arbeiten seit jeher ohne Bezahlung. Sie leisten Care-Arbeit wie Haushaltsführung und Kindererziehung unentgeltlich.“ Zudem trügen sie, wenn sie „gut wirtschaften“, zum steigenden Wohlstand der Familie bei. „Wohlstand ist nicht ausschließlich vom Einkommen abhängig, sondern auch davon, wie mit diesem Geld umgegangen wird.“

„Eine Idee zur Einführung eines Grundeinkommens sei, dass es nur Menschen – soll heißen Frauen – die Care-Arbeit leisten, zustehen soll“, führte Schrupp aus. Aus feministischer Sicht sei das problematisch, da „durch die Hintertür, die Care-Arbeit wieder ausschließlich den Frauen zugeschoben wird“. Die seien aber heute in der Mehrzahl berufstätig. Was dazu führe, dass ihre Arbeitsbelastung steige. „Sie leisten zu Hause weiterhin unbezahlte Care-Arbeit und gehen zusätzlich einer oft schlecht bezahlten und unter Umständen ungeliebten Arbeit außerhalb des Hauses nach.“ Das Bedingungslose Grundeinkommen könne dazu beitragen, den „Zwang zur Arbeit unter schlechten Bedingungen aufzuheben“. Die Einführung des BGE sei sicherlich eine radikale Veränderung, gab Schrupp zu. Dennoch: „Finanzierbar ist es auf jeden Fall. Es ist genug Geld da in diesem Land.“

 

Was man Schwarz auf Weiß besitzt: Interessierte Besucherinnen konnten Literatur zum Thema des Salonabends mit nach Hause zu nehmen. Foto: Stephan Schütze