„Hallo! Haaallo! Hier! Schauen Sie doch mal hoch! Hier im Baum!“ Die Passanten auf dem Westenhellweg bleiben verwundert stehen, suchen und erblicken schließlich einen Mann in der großen Platane vor der St. Reinoldi-Kirche. „Dass sie mich sehen und stehenbleiben ist ein gute Nachricht für mich“, sagt Schauspieler Michael Kamp, der hoch oben auf einem dicken Ast sitzt: „Und ich habe gute Nachrichten für sie …“
„Open air – Gute Nachrichten vom blauen Planeten“ hieß die spektakuläre Aktion der Stadtkirche St. Reinoldi auf dem Kirchentag. Und vielleicht geht sie sogar weiter. Während des großen Glaubensfestes kletterten Michael Kamp oder seine Schauspielkollegin Monika Bujinski jeweils um 12.30 und um 18.30 Uhr in die Platane und verlasen positive Nachrichten wie die von dem Ehepaar aus Brasilien, dass Bäume gegen die Verödung ihrer Umgebung pflanzte, oder dem italienischen Bürgermeister, der ein „Anti-Bosheits-Gesetz“ erließ.
„Menschen schöpfen Hoffnung, wenn ihnen Geschichten vom Gelingen begegnen und sie vom ‚Guten‘ erfahren“, sagt Initiatorin Pfarrerin Susanne Karmeier. „Best Practice ermutigt, selbst aktiv zu werden. Der Ansatz des Projekts folgt dem konstruktiven Journalismus, der die Missstände der Welt und die Schattenseiten nicht ausspart, sich jedoch bemüht, lösungsorientiert zu erzählen und das Gute nicht aus den Augen zu verlieren.“
Schon im Vorfeld waren die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ihre guten Nachrichten in einen Zettelkasten in Reinoldi zu werfen, oder sie per E-Mail an Susanne Karmeier zu schicken. Zudem hat ein professionelles Redaktionsteam aus Journalisten die guten Nachrichten recherchiert. Gemeinsam mit den Schauspielern und dem Amsterdamer Regisseur Felix Ritter entstand so die Aktion auf dem Kirchentag. Der Platz auf der Platane war auch nicht zufällig gewählt. Dass Motto für diesen Ort lautete ‚Alles Gute kommt von oben‘.
„Wir haben uns in die Platane verliebt“, erzählt Susanne Karmeier über diesen besonderen Veranstaltungsort. Und sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind auch von der Aktion überzeugt: „Es ist gut vorstellbar, dass wir beispielsweise einmal im Monat an einem Samstagmittag Gute Nachrichten von der Platane verlesen.“ Aber da muss natürlich auch viel bedacht werden. Tontechnik, Kletterabsicherung für die Schauspieler, rechtliche und versicherungstechnische Fragen – al dies ist noch ungeklärt. Aber Susanne Karmeier ist überzeugt: „Die Welt braucht gute Nachrichten.“ Und warum sollten die nicht auch über den Kirchentag hinaus über den Westenhellweg schallen.
