31.10.2016 // Gottesdienstreihe zum Thema „Heimat“

Heimat ist mehr als ein Zuhause

Was ist Heimat? Ist das dort, wo sich das W-LAN automatisch verbindet, wie ein Internetanbieter behauptet? Oder ist es der BVB, zumindest für Dortmunder? In einer mehrteiligen Gottesdienstreihe in der Stadtkirche St. Georg geht die Lüner Gemeinde dieser Frage nach.

Gottesdienstreihe in St. Georg zum Thema „Heimat“

Was ist Heimat? Ist das dort, wo sich das W-LAN automatisch verbindet, wie ein Internetanbieter behauptet? Oder ist es der BVB, zumindest für Dortmunder? In einer mehrteiligen Gottesdienstreihe in der Stadtkirche St. Georg geht die Lüner Gemeinde dieser Frage nach.

Am letzten Oktoberwochenende hatte sie den Architekten Björn Schreiter und mehrere Flüchtlinge zum Thema eingeladen.
„Sie werden Häuser bauen und darinnen wohnen.“ Unter diesem Bibelspruch stand der Gottesdienst.

Kann die Fremde, ob ein fremdes Land oder eine fremde Gegend, eine neue Heimat werden? Der Architekt Schreiter verneint das. Er selbst ist engagiert bei dem Projekt „Heimathafen“, ein altes Industriegebäude im Dortmunder Hafen, das ein Anlaufpunkt für Fluchtlinge werden soll. Bewusst wählte er den Begriff „Anlaufpunkt“ und nicht etwa Heimat – trotz des anderslautenden Projektnamens. Denn Heimat, das sind Erinnerungen, Bilder, Gerüche, Töne.

Für den Syrer Samer Alchouti sind das die Bilder von Damaskus, seiner Heimatstadt. Farsane Bahir, die aus Afghanistan kommt und seit 26 Jahren in Deutschland lebt, verbindet mit „Heimat“ die Geräusche einer Eisenschmiede. Die stand nämlich gegenüber dem Haus ihrer Großmutter, in dem sie einen Teil ihrer Kindheit verbracht hat.

Und für Anna Dickgreber, gebürtig in Oberschlesien, ist „Heimat“ ein Streuselkuchen – den gab es früher immer zu großen Festen.
Beim Heimatgefühl, so fasste Schreiter zusammen, sind „alle Sinne beteiligt“. Es genüge ein kleiner Reiz, um eine Erinnerung hervorzubringen: an die Kindheit, das Elternhaus und an das Gefühl von Geborgenheit. Deshalb lasse sich Heimat nicht einfach in der Fremde herstellen. Man könne nur ein Zuhause geben.

Vielleicht, so Pfarrerin Anja Bunkus in ihrer Predigt, „können wir erahnen, was es für Menschen bedeutet, ihre Heimat zu verlieren.“ Alleine aus Dankbarkeit heraus, in einem Land zu leben, das Wohlstand und Sicherheit gibt, sollten wir Flüchtlingen gegenüber großzügig und einladend sein. Es könne auch geschehen, so Bunkus weiter, dass wir selbst unsere Heimat verlieren.

Musikalisch gestaltete den Gottesdienst Norbert Chlebowitz. Der nächste Gottesdienst aus der Reihe „Heimat“ findet am Sonntag, 27. November, um 11 Uhr in der Kirche St. Georg statt. Dann predigt der Ständig Stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises über „Und sie sollen in ihrem Lande wohnen.“

Foto: Sam Ogunnibi
Bildzeile: Den Gottesdienst zum Thema „Heimat“ gestalteten der Architekt Björn Schreiter, Farsana Bahir, Pfarrerin Anja Bunkus, Anna Dickgreber und Samer Alchouti (v.l.).