Schwarzgelb in der Stadtkirche: Hier ein Schal, dort ein Halstuch, vorne der Präsident des BVB. Dr. Reinhard Rauball predigte am 17. März in der St. Reinoldi-Kirche vor 450 Besucherinnen und Besuchern zum Thema Toleranz.
In seiner Predigt ging es um Galater 3,28: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ Für Rauball der „klassische Bibeltext zur Toleranz“ in Gesellschaft, Kirche, Freizeit und fürs private Leben.
Rauball berichtete von seiner Kickerrunde. Freitagabends spielt er Fußball. Dabei sind Mitspieler aus anderen Kulturen und anderen Religionen. Menschen aus dem Iran, Libanon, der Türkei, Ukraine, aus Tunesien und Montenegro. Nach dem Spiel, in der „3. Halbzeit“, ginge es in den Gesprächen oft darum, was verbindet und was trennt? Diese Vielfalt gehöre in die Welt Gottes, versicherte er.
Im Sport gäbe es klare Grenzen zur Intoleranz durch Rassismus, Gewalt und Antisemitismus. „Ausnahmen sind ausgeschlossen“, verdeutlichte der Präsident des Liga-Verbandes. Rechtsextremistischen Tendenzen begegne der Verein mit einer Null-Toleranz-Linie. „Das lassen wir im Ansatz nicht zu“, erklärte der BVB-Präsident.
In der Stadt setzten sich Frauen und Männer, zum Beispiel in Dorstfeld und Huckarde, bravourös gegen den Rechtsextremismus ein. Die Bundespolitik unterstütze das nicht, bedauert er. Die Bürger, die ein Verbotsverfahren der NPD forderten, würden weitestgehend allein gelassen, so der Jurist Rauball. Es reiche nicht, auf die Zivilcourage zu verweisen und zu sagen: Schaut, dass ihr eure Kinder, Familien und Nachbarn schützt. „Der Staat lasse es an Konsequenz fehlen“, urteilte Rauball.
Den Gottesdienst zum 100-jährigen Geburtstags des BVB 2009 haben evangelische und katholische Kirche gemeinsam gestaltet, ein Imam hatte ein Grußwort gesprochen. Dort sei der Sport Anlass gewesen, den Gemeinden etwas mitzugeben. „In den Gemeinden soll jeder willkommen sein, jede Hand ergriffen werden, die bereit ist, die Botschaft Jesus´ Christ in die Menschheit zu tragen“, forderte Rauball die Kirchen auf“.
Er verwies auf das Kreuz über ihm in der St. Reinoldi-Kirche. „Will uns Jesus nicht sagen `alle in der Stadt sind mir willkommen`?. Nehmt die Menschen aus den Vororten im Osten, dem Süden, dem Westen und auch dem Norden dieser Stadt auf“.
Der Toleranz widerspreche es, alles gleich machen zu wollen. „Der Glaube das im Anderen Jesus Christus lebendig ist, wie in mir, macht uns frei, Unterstützung zu teil werden zu lassen“, erklärte er. „Unterschiedliche Lebensentwürfe sind uns willkommen. Sie machen das Miteinander reicher“, schloss Rauball seine Predigt.
Toleranzedikt ist Auftrag an uns selbst
Zum Ende des Gottesdienstes verwies Superintendent Paul-Gerhard Stamm auf das Dortmunder Toleranz-Edikt. Neun Sätze daraus hängen seit dem Gottesdienst-Wochenende als Banner an der Fassade der Reinoldi-Kirche. Für den Betrachter können es neun Selbstverständlichkeiten sein, aber auch Binsenweisheiten, Stolpersteine oder Nachdenklichkeiten. „Wir sagen das nicht aus Besserwisserei“, erklärte er. „Sie sind Auftrag an uns selbst“, so Stamm, „uns zu fragen, tun wir das was wir da aufgeschrieben haben?“.
Musikalisch wurde der Gottesdienst gestaltet von Heike Meier am Saxophon und Kantor Klaus Eldert Müller an Klavier und Orgel, Lesung: Ursula Wagner.
- Fotostrecke zur Predigt von Dr. Reinhard Rauball
- Jahresthema 2013: Gottesfarben - Toleranz in Dortmund und Lünen