21.09.2015 // 3. Westfälischer FrauenKirchenTag

„Hello Mrs. Perfect“

Zum 3. Westfälischen FrauenKirchenTag reisten 165 Frauen aus Westfalen ins Reinoldinum, um über den weiblichen Anspruch perfekt zu sein nachzudenken.

3. Westfälischer FrauenKirchenTag in Dortmund

Zum Westfälischen FrauenKirchenTag reisten 165 Frauen aus Westfalen ins Reinoldinum, um über den weiblichen Anspruch perfekt zu sein nachzudenken.

Anke Steger, Gleichstellungsbeauftragte des Ev. Kirchenkreises Dortmund, eröffnete den Tag. Der Dortmunder Frauenchor Nicolettas, präsentierten Lieder, luden aber auch zum Mitsingen ein. Dr. Gisela Matthiae, Theologin und Clownin, näherte sich dem Thema „Perfekt sein“ auf humorvolle Weise.

Mrs. Perfect-Ansprüche

Sport treiben, beruflich erfolgreich sein, Kinder perfekt erziehen, schlank, schön, gesund und flexibel sein, dass sind einige der derzeitigen gesellschaftlichen Mrs. Perfect-Ansprüche. Doch wie kann frau sich diesen Bildern entziehen, sich distanzieren und selbstbewusst den eigenen Weg gehen?

Antworten fand Dr. Gisela Matthiae in der Bergpredigt. Ihre Botschaft lautete: „Es ist nicht das Ziel Vollkommen zu sein, sondern den eigenen göttlichen Glanz in sich zu entdecken und zum Leuchten zu bringen, denn: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben. Selig sind die, die nach Gerechtigkeit hungern, denn sie werden satt werden. Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren.“

Inspiriert von der außergewöhnlichen Bibelarbeit gingen die Teilnehmerinnen nach dem vegetarischen Mittagssnack in Workshops. Sie lernten „Nein sagen“, probierten frauenfreundliches Selbstmanagement, experimentierten mit digitalen Fotokameras oder entspannten nach verschiedenen Techniken. Bei Kaffee und Keksen wurden die Erlebnisse ausgetauscht, bevor es mit dem Podiumsgespräch weiter ging.

Drei Generationen im Podiumsgespräch

Drei Frauen unterschiedlichen Alters hatten auf der Bühne Platz genommen – unter ihnen Helen Lessing, 20 Jahre, Studentin aus Bielefeld; Astrid Gießelmann, 44 Jahre, Pfarrerin aus Herford, Psychologin und Coach und Christel Zander, 78 Jahre, Vorsitzende des Fördervereins Schwerter Beginenhöfe e.V. „Welche Mrs. Perfect-Bilder nehmen die Frauen in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen heute wahr? Und wie grenzen sie sich ab?“, fragte die Moderatorin Nicole Richter, Fachbereichsleiterin Frauenreferat der EKvW die Runde.

Helen Lessing betonte, dass es gerade im Zeitalter von Selfies und Social Media schwer ist, sich den gängigen Schönheitsbildern der schlanken, schönen, erfolgreichen Frau zu entziehen. Gerade durch das Wissen, um den Perfektheitskult ist es uncool ihm zu entsprechen, aber dennoch wirkt er.
Der Anspruch heißt klug, reflektiert und nachhaltig sein zu müssen, so Helen Lessing, das bedeute z.B. keine Kleidung aus 1. Hand zu kaufen, kein Fleisch aus kontiventionellem Handel zu essen und keinen Kaffee ohne Fairtrade-Siegel zu trinken. Doch auch dieses Bild des perfekten modernen Menschen kann zu einem Zwang werden, so die Studentin.

Astrid Gießelmann nimmt in ihren Beratungen einen Unterschied zwischen den Perfektheitsbildern von Männern und Frauen wahr. Während Frauen perfekte Beziehungen suchten, strebten Männer eher nach Perfektion im Job.

Christel Zander hat in ihrem Leben verschiedene Perfektheitsansprüche erlebt. In Kriegszeiten waren es andere als heute, in ihrem Beruf als Lehrerin andere als in der Buchhaltung oder als heute in ihrer Arbeit als ehrenamtliche Vorsitzende einer Frauenwohngemeinschaft.

Ergebnis der Runde: Ein Ziel im Umgang mit dem weiblichen Anspruch perfekt zu sein könnte bedeuten, die Ansprüche genau zu betrachten und zu überlegen,– wo will ich ihm entsprechen und wo mache ich mir bewusst auch keinen Stress und akzeptiere mich und meine Talente so wie sie mir geschenkt sind.

Abgerundet wurde der Tag mit einem liturgischen Abschluss und einem gegenseitigen Salbungsritual, angeleitet von Martina Gerlach, Frauenreferentin im Kirchenkreis Gladbeck, Bottrop, Dorsten. Der dritte Westfälische FrauenKirchenTag wurde organisiert von der Konferenz der Frauenreferentinnen und Gleichstellungbeauftragten der EKvW, dem Amt für Mission, Ökumene und Weltverantwortung, der Ev. Frauenhilfe in Westfalen und dem Frauenreferat der EKvW im Institut für Kirche und Gesellschaft.

Foto: Stephan Schütze
Zum Westfälischen FrauenKirchenTag reisten 165 Frauen aus Westfalen ins Reinoldinum, um über den weiblichen Anspruch perfekt zu sein nachzudenken.