29.09.2016 // Jahresthema

Heute High-Tech morgen Elektroschrott

Um die Arbeitsbedingungen bei der Produktion und Wiederverwertung von Technikgeräten ging es beim Vortrag von Friedel Hütz-Adams von "Südwind".

Technikgeräte: Missstände bei Produktion und Wiederverwertung

Was machen Sie eigentlich mit ihrem alten Computer oder dem Handy, das jetzt von dem neuesten Modell abgelöst wird? Verkaufen? Verschenken? Ab in die Mülltonne? Oder bleibt das Handy in der Schublade liegen, so wie weitere 100 Millionen Altgeräte in Deutschland?

Was gestern begehrtes High-Tech Modell war, ist heute nur noch Elektroschrott. Aber auch der ist wertvoll, er enthält nämlich teure Rohstoffe. Auf eine Reise von der Rohstoffförderung über die Produktion bis hin zum Recyclen von Technikprodukten nahm Friedel Hütz-Adams seine Zuhörerinnen und Zuhörer im Aplerbecker Gemeindezentrum mit. Hütz-Adams ist beim Forschungsinstitut Südwind Experte für Rohstoffe. „High Tech für Deutschland, giftiger Müll für Afrika“ war sein Vortrag überschrieben. Eingeladen hatte ihn die Werkstatt Ökumene Eine Welt im Rahmen des Jahresthemas „Weite wirkt“.

Giftiger Müll, denn Jahr für Jahr werden Millionen Tonnen Elektroschrott nach Afrika exportiert. Weil das Recyclen dort so schön billig ist. Die Arbeiter bezahlen es mit ihrer Gesundheit. Um Isolierungen von Kabeln zu entfernen, werden sie abgefackelt. Trotz der entstehenden giftigen Dämpfe, in denen man dann steht. Um die Rohstoffe von Autobatterien wiederzuverwerten, bohrt man ein Loch hinein und lässt die Säure rauslaufen – irgendwohin. Das gewonnene Blei  wird eingeschmolzen. Und auch hier werden giftige Dämpfe eingeatmet.  Dabei geht es um Geld, um viel Geld. Denn in jedem Handy stecken nicht nur Kupfer und Silizium, sondern auch Gold und Silber. Pro Gerät in einer Menge, die beinahe zu vernachlässigen ist. „Doch die Menge macht es“, so Hütz-Adams. In Deutschland wurden 2014 36 Millionen Handys verkauft, weltweit sogar 1,8 Milliarden. In ihnen sind 43 Tonnen Gold und 450 Tonnen Silber verbaut.

Nicht viel besser sind die Arbeitsbedingungen bei der Produktion der Technikgeräte. Hütz-Adams zählt auf: „Unbezahlte Löhne, Kinderarbeit, Zwangsarbeit.“ In jedem unserer Smartphones verbergen sich Geschichten von Hunger, Armut und Menschenrechtsverletzungen. Dennoch ist der Experte des Südwind-Instituts optimistisch. „In die Diskussion ist ziemlich viel Bewegung gekommen.“ Es gebe strengere Gesetze, die eine Offenlegung der Produktions- und Lieferkette verlangen. Ein Exportverbot für Elektroschrott gebe es ohnehin, nur müsse es strenger gehandhabt werden. Außerdem, so betont Hütz-Adams, können wir selbst etwas tun: die Geräte länger nutzen – so liege die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Handys bei  gerade mal 18 Monaten - oder gebrauchte Geräte kaufen. Außerdem sei der Platz für defekte Geräte nicht die graue Mülltonne, sondern der Recyclinghof.

Bildzeile: Friedel Hütz-Adams vom Institut Südwind referierte über die Arbeitsbedingungen bei der Rohstoffförderung, Produktion und Wiederverwertung von Technikgeräten. Foto: Stephan Schütze