26.06.2013 // Ausstellung

Hunger im Überfluss

Eine Milliarde Menschen hungern. Gleichzeitig werden so viele Lebensmittel produziert, dass die Menschheit davon gleich zweimal satt werden könnte.

Ausstellung „Teller, Tank und Trog“ im Rathaus Lünen

Eine Milliarde Menschen hungern. Gleichzeitig werden so viele Lebensmittel produziert, dass die ganze Menschheit davon gleich zweimal satt werden könnte. Wie dieser Widerspruch zusammenpasst, klärt eine Ausstellung im Rathaus Lünen.

„Von Teller, Tank und Trog – Wettlauf um Land in Afrika, Asien und Lateinamerika“ ist sie überschrieben. Und sie macht deutlich: es gibt Hunger für Luxus, Hunger für Sprit und Hunger für Profit.

„Was tun wir da eigentlich?“ Diese Frage habe er sich angesichts des Überflusses auf der einen und der Not auf der anderen Seite schon oft gestellt, bekannte Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick bei der Ausstellungseröffnung am 25. Juni.

Stodollick ist Schirmherr der Ausstellung. Konzipiert wurde sie von Brot für die Welt, nach Lünen geholt hat sie die „Lüner Initiative gegen globale Armut“ (LIGA) in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche, der Katholischen Pfarrgemeinde St. Marien und den Türkisch-Islamischen Gemeinden Lünen und Brambauer.

Rund die Hälfte aller produzierten Lebensmittel, so erläuterte Dr. Ulrich Weber von der LIGA bei der Eröffnung der Ausstellung, würde zu Biosprit verarbeitet oder diene der Futtermittelproduktion. „360 Kilogramm Mais sind notwendig um den Benzintank eines Autos zu füllen.“

Die Ausstellung konfrontiert die Besucher mit weiteren schockierenden Tatsachen. So braucht es zur Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch zwölf Kilo Getreide und 15.000 (in Worten: fünfzehntausend) Liter Wasser. Biosprit und Futtergetreide treiben nicht nur die Preise für Nahrungsmittel hoch.

Auf riesigen Gebieten in der Dritten Welt breiten sich die Monokulturen der Lebensmittelgroßkonzerne aus. Dadurch verlieren die Menschen vor Ort den Zugang zu Land und Wasser und damit die Möglichkeit, sich zu ernähren.

Es gibt noch eine weitere drastische Zahl, die jeder von uns ändern könnte. Ein knappes Drittel aller Nahrungsmittel landet im Mülleimer. Jährlich wirft eine bundesdeutsche Durchschnittsfamilie  Lebensmittel im Gegenwert von beinahe 500 Euro weg.

Veranstatlungsreihe „Hunger im Überfluss“

„Teller, Tank und Trog“ ist noch bis zum 22. Juli im Foyer des Rathauses zu sehen. Die Ausstellung ist Auftakt einer Veranstaltungsreihe. Direkt nach der Eröffnung referierte der Journalist und Autor Stefan Kreuzberger zum Thema „Essensvernichtung“.

Tipp zum Weiterlesen

Jean Ziegler, Wir lassen sie verhungern,
Die Massenvernichtung in der Dritten Welt,
C. Bertelsmann Verlag, München 2012,
319 Seiten, 19,99 Euro.

Hunger ist kein Schicksal, Hunger ist von Menschen gemacht. Das ist die Botschaft der Ausstellung, die bis Ende Juli im Lüner Rathaus zu sehen ist. Foto: Samuel Ogunnibi