So viele Menschen, wie sich gerne von den Tulhoffs verabschiedet hätten, durften trotz aller Lockerungen noch nicht wieder in einem Raum zusammenkommen. Darum wurde der Gottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrer Martin Tulhoff in der „Arche“, dem Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde St. Reinoldi, direkt auf YouTube übertragen. Vor Ort konnte nur ein engster Kreis von Besucher*innen mit Martin Tulhoff und seiner Frau Ulrike den Gottesdienst zur Verabschiedung aus der Gemeinde feiern, in der sie 34 Jahre lang gewirkt hatten.
Eigentlich hatten die Tulhoffs ihren Abschied aus St. Reinoldi erst für etwas später geplant. Aber gesundheitliche Gründe sorgten für ein vorzeitiges Lebewohl. Und so haben sie das Pfarrhaus in der Stillen Gasse schon in diesem Frühsommer verlassen, um im Ruhestand eine neue Wohnung zu beziehen. Dass auch die in Dortmund sein würde, daran bestand für Martin Tulhoff nie ein Zweifel. Er ist Dortmunder durch und durch, sagt er.
Wie seine Frau Ulrike, die Kinderkrankenschwester wurde, kam Martin Tulhoff einst über die Evangelische Jugend zu seiner engen Verbindung zu Glauben und Kirche. Mit 29 war er einer der jüngsten Pfarrer im damaligen Kirchenkreis Dortmund-Mitte. Und Pfarrer zu sein, ist bis zuletzt sein Traumberuf geblieben. In St. Reinoldi haben sich die Tulhoffs immer wohl gefühlt. Und auch ihre beiden Kinder, so sagt Martin Tulhoff, hätten die Vielfalt und Offenheit in Gemeinde und Pfarrhaus genossen. „Es gibt Schlimmeres, als in einem Pfarrhaus groß zu werden“, ist der Pfarrer und Familienvater überzeugt.
„Ich war immer ein Feld- Wald- und Wiesen-Gemeindepfarrer“, sagt Martin Tulhoff, und das meint er von ganzem Herzen und ist stolz darauf. Bildungsarbeit war ihm wichtig, in der Heliand-Gemeinde, die mittlerweile zu Reinoldi gehört, hat er den Kreis „Spätschicht“ ins Leben gerufen, in dem er Eltern von Konfirmanden zum Miteinander motivierte, immer wieder setzte er auch politische Impulse und stand für eine lebendige Gemeinde.
Besonders angetan hatte es Martin Tulhoff und seiner Frau die Partnerschaftsarbeit. Zu Ökumene-Partnerinnen und Partnern aus Sri Lanka entwickelten sie Freundschaften und intensiven Kontakt, auf eigenen Reisen, aber auch als Gastgeber*in in Dortmund für Gäste aus der Partnerkirche. Ein Bild aus der Partnerschaftsarbeit ziert eine Wand in der künftigen Wohnung der Tulhoffs, ebenso wie das Foto eines kunstvoll gestalteten Fensters aus der Arche, das das Presbyterium ihnen als Abschiedsgeschenk überreichte.
Superintendentin Heike Proske dankte Martin und Ulrike Tulhoff im Namen des Kirchenkreises, aber auch zahlreicher Partner in Ökumene, Arbeitskreisen und Gremien für ihren jahrzehntelangen engagierten Einsatz. Sie entband Martin Tulhoff von allen Pflichten, die mit seiner Aufgabe als Gemeindepfarrer verbunden waren.
In dieser Aufgabe habe er sicherlich viele Dinge erleben dürfen, die andere nicht erlebt haben, sagte der scheidende Pfarrer. „Der Glaube hat mich manchmal getragen, manchmal hat er mich angerührt und manchmal hat er mich geschüttelt“, sagte Martin Tulhoff bei seiner Verabschiedung in der Arche. Jetzt wünscht er sich vor allem, seine Enkel beim Heranwachsen begleiten zu dürfen. Und dass ein gut gemeinter Wunsch nach Gesundheit nicht nur eine Floskel sei, das, so Martin Tulhoff, habe er in den zurückliegenden Monaten besonders zu schätzen gelernt.