Dr. Uwe Gräbe referierte auf Einladung der christlich-jüdischen Gesellschaft
Ein ernstes Thema wie die „Interreligiösen Beziehungen in Jerusalem“ leicht und mit einer Prise Humor vermittelt, hat Ende Februar Dr. Uwe Gräbe in den Räumen der Volkshochschule (VHS) Dortmund. Die Veranstaltung fand auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dortmund e. V. (GCJZ) und in Kooperation mit dem Islamseminar und der VHS statt.
Zu Beginn gab er einen Überblick über die Vielzahl der christlichen Kirchen in Israel und Palästina. „In Israel und Palästina gibt es über 50 verschiedene christliche Kirchen“, wusste er zu berichten. „Das sind 200.000 Menschen, 50.000 in den palästinensischen Gebieten und 150.000 in Israel.“ Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung betrage aber nur zwei Prozent. Die Kirchen gliederten sich wiederum in drei Teile: griechisch-orthodox; mit Rom unierte Kirchen sowie evangelische Kirchen.
Das Zusammenleben der christlichen Kirchen im Heiligen Land gestalte sich zwar schwierig, dennoch gingen ihre Repräsentanten aber aufeinander zu. „Wir unterscheiden zwischen der ,Mietshaus‘- und der liberalen Ökumene“, führte Gräbe aus. „In einem Miethaus leben Parteien, die zusammenkommen, wenn es wichtige Dinge zu regeln gibt.“ Ansonsten lebe man eher neben- als miteinander. Ab und zu, beispielsweise zu hohen Feiertagen, besuche man sich auch gegenseitig. Aber viel mehr Berührungspunkte gebe es nicht.
Anders die „liberale Ökumene“: „Die funktioniert zwischen evangelischen und katholischen Christen problemlos.“ Das sei beim Ökumenischen Kirchentag in deutscher Sprache deutlich geworden. Auch stehe die evangelische mit der armenischen Kirche in engem Kontakt.
Im zweiten Teil seines Vortrags beschäftige sich Uwe Gräbe mit dem „interreligiösen Jerusalem“. „Obwohl das Christentum eine Friedensreligion ist, prügeln sich in der Grabeskirche schon einmal die Mönche“, stellte er fest. Vorzugsweise gerieten Franziskaner und Griechisch-orthodoxe aneinander. „Den Gemeinden ist dieses Verhalten äußerst peinlich.“
Interreligiöse Kontakte fänden nicht zwischen den „offiziellen Vertretern“ der drei abrahamitischen Religionen statt. „Hier treffen sich die ,Dialogfreunde‘.“ Die seien zwar nicht repräsentativ, dennoch aber wichtig für die interreligiösen Kontakte. Diese Treffen seien möglich, weil man sich vertraue. Als Beispiel nannte er ein Zusammentreffen von Juden, Christen und Muslimen auf dem Turm der Zitadelle in Jerusalem.
„Als am 25. September 2010 das Moratorium des Siedlungsbaus in der Westbank auslief, kamen dort Vertreter der drei Religionen zusammen, um zu beten. Jede Religionsgemeinschaft für sich und doch alle gemeinsam.“
Dr. Uwe Gräbe ist seit 2012 in der Evangelischen Mission in Stuttgart tätig. Davor war er Propst in Jerusalem und Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Israel, den Palästinensischen Gebieten sowie in Jordanien. Zudem ist er Verbindungsreferent Nahost und Geschäftsführer des Evangelischen Vereins für die Schneller-Schulen.