12.12.2016 // MÖWe Gottesdienst

Kampf um Kohle und Wasser

Musik aus Lateinamerika, Gedanken zum Lichterbrauch im Advent in Kolumbien und Dortmund sowie Stimmen zum Kohleabbau im Land: darum ging es beim MÖWe-Gottesdienst in St. Petri.

Kolumbien im Blickpunkt beim Adventsgottesdienst des Amtes für MÖWe in der Stadtkirche St. Petri

Musik aus Lateinamerika, Gedanken zum Lichterbrauch im Advent in Kolumbien und Dortmund sowie Stimmen zum Kohleabbau in dem Land: darum ging es in einem vorweihnachtlichen Gottesdienst in der historischen Dortmunder Stadtkirche St. Petri.

„Ein Licht leuchtet vor den Türen …“ war der Gottesdienst überschrieben, zu dem das Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) der westfälischen Landeskirche eingeladen hatte. Prominenter Schirmherr war BVB-Fußballprofi Adrián Ramos, der aus Kolumbien stammt – allerdings konnte er nicht an diesem deutsch-kolumbianischen Gottesdienst teilnehmen.

Einst war das Ruhrgebiet der Kohlenpott. Heute kommt die Kohle vor allem zur Stromerzeugung aus Übersee. Importiert aus den USA, aus Kolumbien und aus Südafrika wird die dort geförderte Steinkohle auch im ehemaligen Zechenrevier und in Dortmund genutzt. Doch der Kohleabbau und die Arbeitsbedingungen in den kolumbianischen Minen sind nicht fair.

„Es darf nicht sein, dass Menschen in den Ländern des Südens mit dem Abbau und Transport von Kohle für den Export Schaden nehmen, nur damit wir in Europa in 'ner warmen Bude sitzen können oder genügend Strom für unsere vielen Haushaltsgeräte haben“, brachte Heiko Holtgrave von der der Dortmunder Kolumbien-Initiative seine scharfe Kritik der Kohleförderung auf den Punkt, weil sowohl soziale Standards als auch Umweltauflagen nicht eingehalten würden.

Als Betreiber von Kraftwerken benötigt das heimische Unternehmen STEAG beispielsweise Importkohle aus Gruben der Mine El Cerrejón. Auch wenn die Kohleförderung in Deutschland bald – im Jahr 2018 – komplett eingestellt werde, sei Deutschlands Kohlehunger nach wie vor gewaltig.

Die Nachrichten und Berichte aus Kolumbien darüber, wie Bewohner und Bauern vertrieben oder verhungern müssten, um die reichen Bodenschätze zu fördern, seien zutiefst beunruhigend. Oft müssten Indios ihre Siedlungen räumen, sobald es die Grubengesellschaft verlange. Ihre traditionelle Lebensführung müssten sie dann oft aufgeben, weil es an den neuen Siedlungsplätzen kein fruchtbares Land für Ackerbau und Viehzucht gebe. Auch hätten sie meist keinen Zugang zu Wäldern und natürlichen Gewässern. Alle in Cerrejón umgesiedelten Gemeinschaften fürchteten um ihre Existenzgrundlage „und sehen sich um ihre Zukunft betrogen“, klagte Holtgrave.

Einen ständigen Kampf um Kohle und Wasser kritisierte auch Kira Speckenwirt vom Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung (FUgE) Hamm und beklagte die Gier der modernen westlichen Gesellschaft nach Ressourcen und Reichtum. Im Namen von Fortschritt und sogar mit Zustimmung demokratischer Institutionen würden weltweit einheimische Bevölkerungsgruppen nicht nur entwurzelt, vertrieben und enteignet, „sondern auch ermordet.“

Im Juli sei über den Tod zwei weiterer Wayúu-Kinder im kolumbianischen La Guajira berichtet worden, die an den Folgen von Hunger und Durst ums Leben gekommen seien. Insgesamt seien 40 Kinder in der Region in diesem Jahr  verhungert.

Wegen des Kohleabbaus seien dort mindestens 60.000 Menschen durch paramilitärische Gewalt und Betrug aus ihrem Land vertrieben worden. „Sie werden umgesiedelt in Gebiete, in denen es wenig oder gar kein Wasser gibt.“

Bei allen Problemen und schwierigen Überlebensbedingungen für die Menschen in den Kohlegebieten, sollte das helle Adventslicht auch ein Hoffnungszeichen dafür sein, dass das Dunkle in der Welt nicht alles überschattet. Im Gottesdienst zündeten die rund 70 Besucher kleine Kerzen an, sangen im Kreis „Stille Nacht“ in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Spanisch) und brachten die Lichter vor den Altar, um die Welt symbolisch etwas heller erscheinen zu lassen.

Die Adventszeit ist auch in Kolumbien die Zeit der kleinen Lichter. Vor die Haustüren und auf die Straßen stellen Menschen überall Kerzen auf. Dort und hier leuchten Lichter, die die Wege heller machen und ein Zeichen setzen gegen Resignation und den Rückzug ins Private.

Die Band Puerto Katoa - ein Musiker-Trio aus Kolumbien, Venezuela und der Ukraine – sowie Martin Heider (Schwerte) begleiteten den Gottesdienst musikalisch. Mitgestaltet wurde der Gottesdienst von Dirk Loose (Kirchenkreis Dortmund) und Christoph Struß (Stadt Dortmund, Agenda Büro).

Im Anschluss waren alle Gäste zum Adventskaffee mit fairem Kaffee aus Kolumbien und Gesprächen in der Kirche eingeladen. Die Gottesdienstkollekte ist bestimmt für das kolumbianisches Kinder- und Jugendprojekt „Ein Zuhause für die Ausgestoßenen“ von „Brot für die Welt“. Dirk Johnen

Foto: Stephan Schütze
Mitwirkende beim Gottesdienst (v.l.): Dirk Loose (Evangelischer Kirchenkreis), Christoph Struß (Agendabüro), Ute Hedrich (MÖWe), Johanna Schäfer (MÖWe) und die Mitglieder der Band Puerto Katoa.