Veranstaltung der Evangelischen Kirche zur Armutszuwanderung
Einen sozialen Ausgleichsfonds forderte die Dortmunder Sozialdezernentin Birgit Zoerner bei der Veranstaltung der Evangelischen Kirche zum Thema Armutszuwanderung. Der Fonds solle den Kommunen helfen, die Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien zu integrieren. Notwendig sei eine „Verantwortungsgemeinschaft von Kommunen, Land, Bund und Europäischer Union“, so Zoerner.
Der Evangelische Kirchenkreis Dortmund hatte kurz vor den Europa- und Kommunalwahlen zu der Veranstaltung mit dem Titel „Vom Recht zu Kommen und der Angst zu bleiben“ eingeladen. In der Pauluskirche in der Nordstadt nahmen Experten von Diakonie und Gewerkschaften sowie Funktionsträger aus Politik und Kirche Stellung, wie es in Dortmund weitergehen kann.
Dabei gab es keine nennenswerten Unterschiede bei der Frage, welcher Weg eingeschlagen werden soll. „Zur Integration der Menschen gibt es keine Alternative“, äußerte Zoerner. Schon die Begrüßung von Friedrich Laker, Pfarrer an der Pauluskirche, nahm den Tenor des Abends vorweg: Die Gemeinde heiße die Neuzuwanderer in der Nordstadt willkommen.
Dringend getan werden müsse etwas gegen „die mafiösen und kriminellen Strukturen, unter denen diese Menschen leiden“. So berichtete Dr. Alexandru Zidaru (DGB) von Lohndrückerei und Ausbeutung, von Monatslöhnen die häufig unter 600 Euro bleiben. Auf politischer Ebene „muss das System geändert werden, damit die Menschen eine gesicherte Arbeit und einen vernünftigen Lohn bekommen.“
Die Fachfrauen aus dem Diakonieprojekt „Schritt-Weise“ räumten mit dem Vorurteil des Sozialmissbrauchs auf. „Die Menschen kommen voller Motivation hierher“, so Johanna Smith. „Sie wollen hier arbeiten, leben, sich integrieren und ein besseres Leben aufbauen“, ergänzte Monika Kaiser. Doch bleibe bei Löhnen von weniger als fünf Euro die Stunde oft nichts anderes übrig als begleitende Sozialhilfe.
Die anwesenden EU- und Kommunalpolitiker waren sich einig, gegen solche ausbeuterischen Strukturen genau wie gegen eine Vermietung von Matratzenlagern auch ordnungsrechtlich vorzugehen. Die ersten verwahrlosten Häuser seien bereits aufgekauft und wieder hergerichtet worden, so OB Ullrich Sierau. „Wir haben die Nordstadt nicht aufgegeben“, betonte er.
Für die Evangelische Kirche sei die Solidarität mit den Zuwanderern ein „Kernauftrag“, sagte Superintendent Ulf Schlüter. Schließlich sei der biblische Gott ein „Gott der Armutsflüchtlinge“. Schlüter kündigte an, dass ab Juni in der Nordstadt in Zusammenarbeit von Diakonie, Caritas und Grünbau eine ökumenische Beratungsstelle eingerichtet werde. Ihr Name: „Willkommen Europa“.