Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“
Zum Schluss kommen Kazuhiko Kobayashi die Tränen: "Was kann wichtiger sein als das Leben von Kindern?" Kobayashi ist die Stimme der jungen Anti-AKW Bewegung Japans. Bei der Auftaktveranstaltung zu den zweiten Europäischen Aktionswochen im Dortmunder Reinoldinum "Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima" warnt er: "Die radioaktive Verseuchung geht jeden Tag weiter, ein Erdbeben könnte den nächsten Supergau auslösen." Die Schuldigen sieht er in der "Atommafia", die macht- und wirtschaftspolitische Interessen vertreten.
Die weitere Nutzung von Atomenergie sei nicht zu verantworten, so Präses Annette Kurschus auf der Veranstaltung. Die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) sieht in der Energiewende ein gesellschaftliches Gemeinschaftsprojekt. Die Kirchen hätten vom Evangelium her den ureigenen Auftrag, hier „eine Lokomotivenfunktion“ zu übernehmen.
Kurschus hatte gemeinsam mit Bärbel Höhn (MdB Bündnis 90/Die Grünen) am 19. April im Reinoldinum die Aktionswochen eröffnet. „Wir freuen uns, dass die Evangelische Kirche von Westfalen die Europäischen Aktionswochen als erste Landeskirche unterstützt“, sagte Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerkes (IBB) Dortmund. Das IBB hatte die Aktionswochen und die Auftaktveranstaltung in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Kirche und Gesellschaft der EKvW sowie Tschernobyl- und Umweltinitiativen organisiert.
Pfarrer Klaus Breyer, Leiter des Instituts für Kirche und Gesellschaft, bemängelte, dass die weltweite Energiewende sich "im Schneckentempo" bewegt. "Wir haben als Kirche große Sorgen." Zu einer risikoarmen nichtatomaren und klimaschonenden Energieversorgung gebe es keine Alternative, so Breyer.
Dennis Vystavkin, Geschäftsführer der größten Tschernobyl-Hilfsinitiative, mahnte ähnlich wie sein japanischer Kollege, dass die Nuklearunternehmen nur Profite im Kopf hätten. "Die Wohlfahrt der Gesellschaft oder der Umwelt interessiert sie nicht."
"Raus aus der Atomkraft, rein in die erneuerbaren Energien" ist die Devise, die Bärbel Höhn vertritt. Weil die großen Energiekonzerne "sehr viel Macht" hätten, sei die Demokratisierung und Dezentralisierung der Energieversorgung notwendig.
Die Auftaktveranstaltung ist mit einer symbolischen Kerzenaktion beendet worden. Stellvertretend für die 150 teilnehmenden Städte in zehn Ländern Europas leuchteten 150 Kerzen im Reinoldinum.