Das ist nach langer Zeit das erste Mal, dass in Lünen diese besondere kirchliche Nothilfe eingesetzt wird. Es geht um eine junge Frau, 21 Jahre alt, der die Abschiebung nach Schweden als sog. „Dublinland“ droht. Dort wurde ihr Asylantrag aber bereits abgelehnt, und sie muss mit einer Ausweisung nach Somalia rechnen – also das Land, aus dem sie wegen frauenspezifischer Bedrohungen geflohen ist.
Was bedeutet eigentlich Kirchenasyl?
Die kirchlichen Vertreter betonen, dass die Evangelische Kirche Kirchenasyl lediglich in einem individuellen humanitären Härtefall gewährt, bei der Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit der betroffenen Person besteht. Der Evangelische Kirchenkreis Dortmund-Lünen-Selm und die Diakonie haben dies auch in diesem Fall geprüft und dem Presbyterium die Gewährung des Kirchenasyls empfohlen. Sie stehen der Gemeinde mit Rat und Tat zur Seite.
Das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Lüner Ausländerbehörde wurden vorab informiert. Denn ein Kirchenasyl, so der kreiskirchliche Beauftragte für Flüchtlinge, Pfarrer Friedrich Stiller, sei kein Verstecken von Flüchtlingen und beanspruche keinen rechtsfreien Raum. Gemeinden, die ein Asyl gewähren, träten vielmehr zwischen Behörden und Geflüchtete. Ein solches zeitlich befristetes Moratorium solle Gelegenheit schaffen, den Einzelfall zu überprüfen. Um eine rechtliche Neubewertung zu erreichen, wird der jetzige Fall über die Westfälische Landeskirche der zuständigen Bundesbehörde vorgetragen.
In den letzten Jahren gab es mehr als 250 Kirchenasyl-Anfragen an die Evangelische Kirche in Dortmund und Lünen. Meist konnte den Betroffenen auf andere Weise geholfen werden, zum Beispiel durch Hilfe bei der Rechtsberatung oder eine Petition. Das Lüner Kirchenasyl ist jetzt das fünfte im Kirchenkreis seit 2015. Bundesweit gibt es nach Auskunft des Netzwerks Asyl in der Kirche derzeit etwa 370 Kirchenasyle mit knapp 600 Personen.
Die Evangelische Kirchengemeinde Lünen hat ein Team aus Ehrenamtlichen und Mitgliedern des Pfarrteams gebildet, um die junge Frau für die Zeit ihres Kirchenasyls zu begleiten und sie zu betreuen.
Wer Interesse an den Aufgaben des Unterstützer-Teams hat, wende sich bitte an Pfarrer Udo Kytzia, Telefon: 02306. Insbesondere die Mitarbeit von Personen, die die somalische Sprache beherrschen, ist hilfreich.