25.07.2023

Kirchenkreis Dortmund bekommt Besuch

Visitation mit Präses Annette Kurschus: Evangelisches Leben wird unter die Lupe genommen

Von Nicole Schneidmüller-Gaiser

Wenn die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen sich zum Besuch ankündigt, dann ist das für einen Kirchenkreis und seine Superintendent*innen eine große Sache. Entsprechend aufgeregt im positiven Sinne sind die Dortmunder Protestant*innen in diesen Tagen: Vom 13. bis 16. August findet unter Leitung von Präses Annette Kurschus die Visitation durch die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) statt. Zum Kirchenkreis zählen insgesamt 28 Gemeinden in den Städten Dortmund, Lünen und Selm.

Als einer von 26 westfälischen Kirchenkreisen wird Dortmund von einer 15-köpfigen Kommission besucht und „unter die Lupe genommen“. Visitationen sind eine regelmäßige Einrichtung der evangelischen Kirche. Sie bieten die Möglichkeit, das Leben in einem Kirchenkreis durch Fachleute von außerhalb in den Blick zu nehmen. Was gut ist, „was die Kraft zur Veränderung in sich birgt, und neue Perspektiven eröffnen kann“, soll bestärkt werden, beschreibt Annette Kurschus als leitende Theologin der westfälischen Landeskirche die Ziele der Visitation: „Wir kommen mit großer Offenheit und mit ehrlichem Interesse.“ Umschauen, entdecken, staunen, fragen – das alles gehöre zu einer Visitation, so die Präses.

„Wir freuen uns sehr auf diesen Besuch“, beschreibt Superintendentin Heike Proske die Stimmung vor dem organisatorischen Großereignis. „Vieles in Dortmund, in der Stadtgesellschaft, aber auch in der Organisation Kirche befindet sich aktuell im Umbruch. Die Visitation ist für eine Riesenchance.  Wir erhoffen uns durch diese intensiven Tage Impulse, um unsere Arbeit qualifiziert weiterzuentwickeln.“

Von Seelsorge bis Verwaltung

Ein Team von Fachleuten aus den verschiedenen Arbeitsbereichen der EKvW wird die Einrichtungen und Gremien des Kirchenkreises nach einem genauen Plan besuchen. Die Themenbereiche spiegeln dabei die Vielfalt des kirchlichen Lebens wider. Dazu gehören Gottesdienste, die Rolle der Kirche in der Stadt, Bildung und Weltverantwortung ebenso wie Seelsorge und Diakonie, der Dialog zwischen den Religionen, Ökumene, aber auch die Bereiche Leitung und Verwaltung. Das Programm setzt sich aus mehr als 50 Einzelterminen zusammen, es gibt Gespräche mit Haupt- und Ehrenamtlichen, darunter Seelsorger*innen, Verwaltungsfachleuten, Jugendmitarbeitende und viele andere.

Am Sonntag, 13. August, teilen sich die Visitator*innen auf, um Gottesdienste in Selm, Syburg, Brackel, Elias und Lünen-Brambauer zu besuchen, am Abend gibt es dann um 18.30 Uhr einen Eröffnungsgottesdienst mit der Präses in der Reinoldikirche. „Zu diesem Gottesdienst sind alle herzlich eingeladen. Er ist eine wunderbare Gelegenheit, die Präses und Ratsvorsitzende der EKD einmal persönlich zu erleben“, wirbt Superintendentin Heike Proske.

Auch Politik, Wirtschaft, Bildung und soziale Fragen in Dortmund sind im Blick der Visitation. „In einer so großen Stadt wie Dortmund ist es wichtig, neben guten persönlichen Beziehungen auch eine institutionalisierte Vernetzung zu haben“, betont Heike Proske. Deshalb wird es Gespräche mit Oberbürgermeister Thomas Westphal, Abgeordneten aus Land- und Bundestag und den Bürgermeister*innen geben sowie mit Vertretern der TU. Außerdem steht ein Termin mit der Schuldezernentin Monika Nienaber-Willaredt auf dem Programm.

Am Mittwoch, 16. August, werden die ersten Eindrücke der Visitation dann schon im Rahmen eines Empfangs der Präses im Dortmunder U präsentiert. Der Kirchenkreis Dortmund ist mit aktuell etwa 185.000 Mitgliedern der größte Kirchenkreis in der Evangelischen Kirche in Westfalen.


„Wir kommen mit großer Offenheit und mit ehrlichem Interesse“

„In der Visitation nimmt die Kirche ihre Verantwortung für die schriftgemäße Verkündigung des Wortes Gottes und für die rechte Verwaltung der Sakramente sowie für den gesamten kirchlichen Dienst wahr.“ So steht es im „Kirchengesetz über die Ordnung der Visitation“ geschrieben.

Was sich hinter dieser spröden Formulierung der Kirchenordnung verbirgt, ist ein überaus lebendiges und facettenreiches Unterfangen. Wenn wir als landeskirchliches Visitationsteam – 15 Frauen und Männer aus der Kirchenleitung und diversen Fachbezügen – hierher in den Kirchenkreis Dortmund kommen, dann tun wir das mit wachen Sinnen und im besten Sinne des Wortes neugierig. Wir wollen erkunden, wie die Evangelische Kirche in Dortmund „tickt“. Und wir werden denen, die in diesem Kirchenkreis leben und arbeiten, unsere Augen und Ohren, dazu jede Menge Kompetenzen und Fachkenntnisse zur Verfügung stellen, die ihnen im besten Falle dazu helfen, ihre eigene Arbeit noch einmal ganz neu zu sehen, vielleicht ihren eigenen Kirchenkreis sogar noch ein bisschen besser zu verstehen.

Wir kommen mit großer Offenheit und mit ehrlichem Interesse. Ankommen, sich umschauen, vertraut werden, entdecken, all das und noch viel mehr gehört zu so einer Visitation. Zuhören, teilnehmen und verstehen, sehr oft auch staunen und sich wundern – fragen, gefragt werden, womöglich sich selbst und das Eigene in Frage stellen lassen. Und schließlich, ganz am Ende des intensiven Hinhörens und Hinsehens, an der einen oder anderen Stelle kritische Hinweise geben, Anregungen formulieren, neue Ideen auf den Weg bringen.

So eine Visitation fordert viel Vorbereitung im Vorfeld und bringt manche Mühe in der Durchführung mit sich. Und: So eine Visitation beflügelt alle Beteiligten und setzt neue Kräfte frei. Sie schenkt erstaunliche Einsichten und ungeahnte Aussichten – kurzum: So eine Visitation lohnt sich. Für die Visitierten ebenso wie für die Visitierenden.

Das Visitationsteam jedenfalls freut sich auf Dortmund, auf den Kirchenkreis und die Begegnungen mit vielen leidenschaftlichen und engagierten Menschen. ‚Dortmund überrascht Dich‘, lautet ein Slogan des Stadtmarketings. Wir sind gespannt!“

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen

Foto: EKvW/Stephan Schütze
Der Eröffnungsgottesdienst zur Visitation mit der Präses Annette Kurschus in der Reinoldikirche findet am 13. August ab 18.30 Uhr statt. Foto: EKvW/Stephan Schütze