17.06.2019

Kirchentag: Ohne Migration kein Ruhrgebiet

Hoesch-Museum zeigt Ausstellung zur religiösen Vielfalt und Zuwanderung

Lob auf das Ruhrgebiet: Es sei die „Integrationsregion par excellence“, sagte Dr. Traugott Jähnichen, Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Ruhruniversität Bochum. Über diese „Integrationsregion“, über Migration und religiöse Vielfalt informiert aktuell eine Ausstellung im Hoesch-Museum.

Kurz vor Beginn des Kirchentages ist sie eröffnet worden. Und sie zeigt, so Jähnichen bei der Vernissage, den Zusammenhang von Migration und Religion. Dabei schlägt sie einen Bogen in die letzten 170 Jahre, thematisiert neben den beiden großen Wellen der Arbeitsmigration im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch den Zuzug von Flüchtlingen nach 1945 und den der „Gast“arbeiter ab den 50er Jahren.

„Wer meint, dass die dynamischen Veränderungsprozesse heute etwas völlig Neues wären, der ist auf dem Holzweg“, so Ulf Schlüter, Theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen und ehemaliger Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund, bei der Eröffnung.

Deutlich zeigen die 25 Ausstellungstafeln, wie ehemals konfessionell einheitliche Regionen durch die Arbeitsmigration verändert wurden. Katholiken aus Polen, Protestanten aus Masuren sowie Methodisten trugen bereits im 19. Jahrhundert zur konfessionellen Verschiebung bei. Das geschah schon damals nicht ohne Konflikte. So musste der erste verstorbene Katholik in Witten – ein Kind – in Lütgendortmund beerdigt werden.

Konfessionelle und dann auch religiöse Vielfalt war über einen langen Zeitraum hinweg als fremd angesehen. „Diese Vielfalt ist inzwischen unsere Realität“, sagte Superintendentin Heike Proske. Isolde Parussel, Leiterin des Hoesch-Museums formulierte es prägnant: „ Ohne Migration kein Ruhrgebiet.“

Heute gibt es im Ruhrgebiet mehr als 200 religiöse Gemeinschaften. „Vor allem anhand des Streites um eigene Räume für Gebet und Gottesdienst sowie am Beispiel der sogenannten Mischehen lässt sich der Grad an Konflikten im Prozess des Miteinander-Auskommen-Müssens ablesen“, heißt es auf einer der Ausstellungstafeln.

Mittlerweile, so Jähnichen, könne man auf viele Beispiele gelungener Kooperation hinweisen. Gerade Dortmund würde im Trialog der Abrahamsreligionen eine wichtige Rolle spielen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 14. Juli zu sehen

  • Hoesch-Museum
    Eberhardtstraße 12
  • Dienstags und mittwochs: 13 - 17 Uhr,
  • Donnerstags: 9 - 17 Uhr,
  • Sonntags: 10 - 17 Uhr.
     
    Der Eintritt ist frei.