22.11.2013 // Jahresthema

Klartext reden

Diskussion über Rassismus und Randale im Fußballstadion.

Diskussion über Rassismus und Randale im Stadion

Fast die Hälfte der Bevölkerung sei der Meinung, in Deutschland lebten zu viele Ausländer. So lautet eines der Ergebnisse einer Langzeitstudie aus dem Jahr 2010 des Bielefelder Gewaltforschers Wilhelm Heitmeyer über die Abwertung gesellschaftlicher Gruppen.

„In den Fußballstadien wirkt das besonders und tritt offener hervor“. Dort herrsche Rivalität und die multikulturelle Gesellschaft spiegle sich nicht wieder, erklärte der Berliner Journalist Ronny Blaschke bei der Veranstaltung „Rassismus und Randale im Fußballstadion – Schritte zu mehr Toleranz?“ im Reinoldinum am 21. November.

2011 erschien sein Buch „Angriff von Rechtsaußen“. Darin beschreibt Blaschke, wie Rechtsradikale den Fußball als Plattform nutzen. Der Rechtsextremismus werde zwar nur noch selten offen zur Schau gestellt. Die Einstellung dahinter sei aber deshalb nicht aus dem Fußball verschwunden, mahnte er.

In der Verantwortung sieht Blaschke die Fußballvereine. Wie der BVB seien sie oft wichtige Imageträger. Sie hätten deshalb großen Einfluss und Möglichkeiten, gegen Rechts zu arbeiten.

„Wir müssen eine Offensivstrategie finden, die abschreckt und nicht erst greift, wenn etwas passiert ist. Wir müssen Klartext reden, wo Grenzen sind“, erklärte Altpräses Alfred Buß in der anschließenden Podiumsdiskussion. Er forderte mehr Präventionsarbeit und ein härteres Vorgehen gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit in den Stadien.

Seit eineinhalb Jahren gibt es in Dortmund den Runden Tisch gegen Rechtsextremismus. Dort arbeitet auch der BVB mit. Hartmut Anders-Hoepgen von der Dortmunder Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie sieht den Verein deshalb auf einem guten Weg. Die Satzung wurde geändert. Der BVB kann sein Hausrecht im Stadion wahrnehmen und die Ordner werden geschult.

Auch der erhöhte Druck gegen Rechts mit dem Verbot des Nationalen Widerstands und der Personalaufstockung bei der Polizei zeige Wirkung. Bei aller Gegenwehr gelte aber, so Anders-Hoepgen, „wir verachten nicht den Menschen, sondern seine menschenverachtende Haltung“.

„Im Stadion gibt es eine große Grauzone“, berichtete der Fanvertreter Arne Steding von schwatzgelb.de. Natürlich sänge man Schmählieder gegen den gegnerischen Verein. Aber nach dem Spiel würde dann schon ein Glas Bier, auch mit Freunden aus Schalke, getrunken. Das sei Fankultur. Der Rechtsextremismus gehöre nicht dazu. Er müsse als gesamtgesellschaftliches Problem angegangen werden. Die Vereine müssten mehr gegen den Rechtsextremismus tun. Und die Polizei entschiedener gegen den Rechtsextremismus im Stadion vorgehen.

Kriminaldirektor Walter Kemper und Polizeioberrat Edzard Freyhoff bedauerten, dass der Polizei in vielen Situationen die Hände gebunden seien. Oft fehlten einfach die rechtlichen Voraussetzungen für ein Einschreiten.

Der Diskussionsabend war der Abschluss der Veranstaltungsreihe "Alle Achtung! - Jahr der Toleranz 2013" der evangelischen Kirche in Dortmund. Dahinter stehen das Evangelische Bildungswerk der Vereinigten Kirchenkreise Dortmund, das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe sowie das Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen.

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Im Dortmunder Reinoldinum diskutierten Vertreter des BVB, der Stadt, der Kirchen, der Polizei und Fans über Rassismus und Randale bei Fußballspielen.
Foto: Stephan Schütze