21.03.2014 // Energiewende

Kommunale Energieversorgung

Weichenstellung in diesem Jahr – Diskussionsveranstaltung von DEW kommunal.

Weichenstellung in diesem Jahr – Diskussionsveranstaltung von DEW kommunal

Dr. Eva Stegen ist engagiert und von ihrer Sache überzeugt. Was sie erzählt, ist eine Erfolgsgeschichte. Aus der kleinen Bürgerinitiative in der süddeutschen Kommune Schönau, gegründet nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl, ist mittlerweile ein potenter kommunaler Energieversorger geworden.

Weg von den Stromkonzernen, die mit der Atomwirtschaft verbandelt sind und hin zu genossenschaftlichen, bürgereigenen Ökokraftwerken war das Ziel. Trotz Hürden und Hindernissen, aufgestellt von den großen Stromversorgern, war es nach zwei Bürgerentscheiden erreicht.

Mittlerweile versorgen die Elektrizitätswerke Schönau nicht nur die Gemeinde im Schwarzwald, sondern bundesweit 150.000 Haushalte.
Vielleicht könnten die „Schönauer Stromrebellen“ Vorbild für Dortmund sein.

Deshalb haben das „Bündnis Demokratische EnergieWende kommunal“ (DEW kommunal) und die Christen für den Frieden (Pax Christi) zu einer Informationsveranstaltung u.a. mit Stegen eingeladen.

„Wir stehen in Dortmund an einem Scheideweg“, formulierte es der Raumplaner Heiko Holtgrave für das Bündnis DEW kommunal. Denn in diesem Jahr läuft die Beteiligung von RWE an DEW21 aus. RWE hält 47 Prozent an dem Dortmunder Energieversorger. Damit, so Holtgrave, gerate jeder zweite Euro, den DEW21 verdient, „in falsche Hände“.

Schließlich sei RWE ein „Atomkonzern und ein Förderer der Steinkohle.“ Würde der Vertrag mit RWE nicht verlängert, biete sich die Chance, DEW 21 „vollständig in die Hand der Dortmunder Stadtwerke zu überführen.“ Und die hätten das Potential, sich für eine Energiewende einzusetzen.

Hart ins Gericht ging Dr. Kurt Berlo mit RWE. Der Energieversorger habe, sagte der Projektleiter am Wuppertal Institut, kein funktionierendes Geschäftsmodell und sei nicht zukunftsfähig. Der kommunale Anteil an den RWE-Aktien würde noch nicht einmal für eine Sperrminorität ausreichen.

Überhaupt seien die Kommunen als Anteilseigner schrittweise entmachtet worden. Die RWE-Manager hätten eine starke Autonomie und seien nicht an Weisungen des Aufsichtsrates gebunden. Das Ergebnis seien Fehlinvestitionen, die sich im Laufe der letzten  Jahrzehnte zu einem zweistelligen Milliardenbetrag addiert hätten. Entmündigte Kommunen und Dividenden, die im Keller seien – Die Empfehlung des Energieexperten Berlo: so schnell wie möglich die Aktienpakete verkaufen.

Foto: Stephan Schütze
Dr. Kurt Berlo (Wuppertal Institut), Dr. Eva Stegen (Elektrizitätswerke Schönau) und Heiko Holtgrave (Bündnis DEW kommunal) referierten über die Chancen einer Rekommunalisierung der Energieversorgung (v.l.).