02.06.2016 // Präsesbesuch in Dortmund

Konzentrierte Eindrücke aus einem großen Kirchenkreis

Beeindruckt zeigte sich Präses Annette Kurschus von dem Engagement der Mitarbeitenden in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Hacheney.

Präses Annette Kurschus zu Besuch im Dortmunder Kirchenkreis

Beeindruckt zeigte sich Präses Annette Kurschus von dem Engagement der Mitarbeitenden in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Hacheney. „Hier leistet Dortmund eine ganz besondere Arbeit“, so die leitende Theologin der westfälischen Landeskirche.

Station in Hacheney machte Kurschus während ihres Besuchs beim Evangelischen Kirchenkreis Dortmund am 1. Juni. Die Einrichtung im Dortmunder Süden, die im letzten Jahr bis zu 1.500 Flüchtlinge täglich aufgenommen hatte, sei „ein besonderer Ort in Nordrhein-Westfalen“, so Ulf Schlüter, Superintendent des Kirchenkreises. Einrichtungsleiter Murat Sivri und Rechtsdezernentin Diane Jägers führten Präses Kurschus durch die Einrichtung. „Ich finde, sie machen hier eine vorbildliche Arbeit“, lobte Kurschus. Jägers gab das Lob an die Mitarbeitenden weiter. „Es sind hunderte. Hätten wir sie nicht gehabt, dann wären wir im letzten Jahr gnadenlos untergegangen.“ Nach Schließung der Balkanroute gibt es hier eine „Atempause“, so Jägers. „Doch wir befürchten, dass der Druck in den nächsten Wochen wieder steigt.“

Ein dichtes Programm hatte Kurschus bei ihrer Visite in Dortmund. „Ich bekomme in konzentrierter Form verschiedene Eindrücke aus dem großen Kirchenkreis.“ So auch in einem Gespräch mit dem Dortmunder Polizeipräsidenten Gregor Lange. Der wertete die Unterhaltung mit ihr wenige Tage vor einer Neonazidemonstration als „Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen.“ Kurschus wollte sich hier über die rechtsradikale Szene in Dortmund informieren. Die glänze mit 50 bis 100 Leuten nicht durch ihre personelle Stärke, stellte Lange klar, sei aber gut vernetzt, auch international, und habe eine „ziemlich gerissene Strategie“. Polizeibeamte aus Huckarde und Dorstfeld, wo sich die Rechtsextremen festgesetzt haben, berichteten von einer „teilweise sehr schwierigen Arbeit“. Eine Gewaltbereitschaft sei immer zu spüren, „auch wenn sie uns freundlich gegenüber treten.“ Bei dem Besuch drückte Kurschus ihre „Hochachtung vor dem aus, was Sie tun“.

Der Kirchentag 2019 in Dortmund war Thema beim Empfang des Oberbürgermeisters Ullrich Sierau. „Ich habe den Eindruck, dass Sie den Kirchentag  auch zu Ihrer Sache gemacht haben“, sagte Kurschus und kündigte an, er werde ein Ereignis „für die ganze Bevölkerung“ sein. Sierau lobte das aktive Eintreten der evangelischen Kirche für den interreligiösen Dialog und hob ihre „sehr relevante Rolle“ beim Engagement gegen den Rechtsextremismus hervor.

Über die Situation im Dortmunder Norden informierte sich Präses Kurschus bei einem Gang über den Nordmarkt bis zum Kulturzentrum Wichern. 53.000 Menschen aus 180 Nationen leben in diesem Stadtteil.  Jeder vierte ist arbeitslos. Bereits zuvor hatte Kurschus das Sozialkaufhaus an der Münsterstraße besucht. Seit zehn Jahren gibt es diese Einrichtung der Diakonie. Björn Kastilan, sein Leiter, ist stolz darauf, dass man „mit dem, was wir hier auf 1.500 Quadratmeter bieten, eine ganze Wohnung preiswert einrichten kann – vom Geschirr bis zum Wohnzimmerschrank.“ Vor allem AGH-Kräfte sind im Kaufhaus beschäftigt. Und zwar „sinnvoll“, wie Kastilan betont. Eine anerkannte Ausbildung gibt es zwar nicht, aber eine Qualifizierung für den Einzelhandel. Neben dem Sozialkaufhaus und „Wichern“ engagiert sich die Dortmunder Diakonie mit einem Kiosk auf den Nordmarkt, mit „Passgenau“ und mit der Anlaufstelle für Zuwanderer „Willkommen Europa“ für die Bevölkerung des Dortmunder Nordens. „Ich kann nur sagen“, fasste Kurschus ihre Eindrücke zusammen, „die Begeisterung für Ihre Arbeit spürt man. Da ist viel Liebenswertes, Warmherziges und eine toughe Kompetenz. Genau diese Kombination braucht es hier.“

Großes Interesse für die Arbeit der Diakonie – hier beim Besuch des Sozialkaufhauses Foto: Stephan Schütze