07.12.2020

Licht in dunkle Ecken

Die Dortmunder Mitternachtsmission lud ein zum Adventsgottesdienst

Die Dortmunder Stadtkirche St. Petri ist immer für außergewöhnliche Gottesdienste gut. So auch am zweiten Adventssonntag. Da lud auch in diesem Jahr die Dortmunder Mitternachtsmission zum Adventsgottesdienst ein. Da nur wenige Gäste vor Ort mitfeiern durften, verfolgten die meisten Interessierten den Gottesdienst im Internet. Auf YouTube konnte ging live dabei sein.

„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil eure Erlösung naht.“ Mit dem Wochenspruch begrüßte die neue Vorstandsvorsitzende der Dortmunder Mitternachtsmission e.V., die stellvertretende Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund, Leonie Grüning, die Besucher*innen. Sie gestaltete den Adventsgottesdienst in ihrer neuen Funktion zum ersten Mal mit. Den Vorstandsvorsitz des Vereins hatte sie von ihrer Vorgängerin Andrea Auras-Reiffen übernommen.

In ihrer Predigt verwies Leonie Grüning auf die schwierige Situation, die auch die Klientinnen im Sex-Gewerbe in Zeiten des Corona-Lockdowns überstehen müssten. Auch in der Arbeit der Mitternachtsmission gelte es, räumlich Abstand zu halten. Oft seien persönliche Kontakte, die in Problemlagen trösten könnten, nicht möglich.

Die Leiterin der Mitternachtsmission Andrea Hitzke beschrieb die Existenznöte vieler Sexarbeiterinnen. Sie würden durch das Verbot, ihre Dienste anzubieten, in illegale Sphären der Prostitution gedrängt. Von dort aus hätten sie Furcht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, sie würden immer mehr in „dunkle Ecken“ geraten. Irgendwann, so Nitzke, bestehe die Gefahr, dass einzelne so weit in der Dunkelheit verschwunden seien, dass sie keinen Weg mehr hinaus fänden.

Das Licht aber, auf das wir im Advent warten, will genau in diese Dunkelheit kommen, ermutigte die stellvertretende Superintendentin. „Es soll keine dunklen Ecken geben, in denen Menschen verschwinden.“ ‚Fürchtet euch nicht!‘ Die Zusage Gottes gelte sowohl für Hilfsbedürftige, als auch für Helfende. Leonie Grüning erinnerte an eine Aktion des Schweizer Lichtkünstlers Gerry Hofstetter. Er hatte während des ersten Lockdowns im Frühjahr ‚#hope‘ in großen Buchstaben am Matterhorn erleuchten lassen. Es sei gut, wenn man in dieser Unsicherheit ein Licht habe, zu dem man aufblicken könne, so Leonie Grüning. Dann schaue man nicht immer nur nach unten. Es bleibe die Hoffnung, dass es sich bei der gegenwärtigen Situation lediglich um eine Durststrecke handele, die überwunden werde.

Der Dortmunder Unternehmer Felix Krämer dankte in einem sehr persönlich gehaltenen Grußwort nach dem Gottesdienst den Mitarbeiterinnen der Mitternachtsmission für ihren Einsatz. Die Vorbereitung auf den Gottesdienst zusammen mit den Frauen der Mitternachtsmission mache ihm selbst große Hoffnung. „Sie bauen Brücken zwischen Menschen verschiedener Sprachen und Kulturen, die hier zu uns kommen. Sie bringen die Menschen – Frauen und Kinder – aus dem Schatten in das Licht“, so Krämer an die Mitarbeiterinnen des Vereins. Gerade in diesen Zeiten, in denen die Pandemie die Schwierigkeiten vieler betroffener Frauen und Kinder noch erheblich vergrößere, bat er verstärkt um Spenden für die Dortmunder Mitternachtsmission.

Foto: Stephan Schütze
Das Team der Mitternachtsmission lud ein zum Adventsgottesdienst in der Stadtkirche St. Petri.
Foto: Stephan Schütze