31.01.2017 // Poetry-Slam

Martin Luther und die Slammer

Jule Weber ist Siegerin des Poetry-Slam in der Stadtkirche St. Reinoldi. Die 23-jährige setzte sich knapp gegen Sulaiman Masomi durch.

Poetenschlacht in St. Reinoldi

Jule Weber ist Siegerin des Poetry-Slam in der Stadtkirche St. Reinoldi. Die 23-jährige, die bereits 2012 die deutschsprachigen Poetry-Slam Meisterschaften in der Kategorie U20 gewonnen hatte, setzte sich im Finale knapp gegen ihren Mitkonkurrenten Sulaiman Masomi durch.

Den Sieg davongetragen hatte Weber mit ihrem Bekenntnis, sie sei „Narziss, doch heute ist mir der eigene Anblick zu viel des Guten.“ Bei Masomis Text ging es um die Liebe. Es sei „der einzige Liebestext aus meiner Feder.“

Bereits zum vierten Mal, so Stadtkirchenpfarrerin Susanne Karmeier in ihrer Begrüßung, hatte  St. Reinoldi gemeinsam mit dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e.V. , dem Evangelischen Bund und der Agentur LUUPS zur Poetenschlacht eingeladen.

„Beherzt, humorvoll, unter die Haut gehend und satirisch“, solle es werden, so Karmeier. Die Kirche gut gefüllt hatte ein hauptsächlich junges Publikum, das mit Klatschen, Schreien und Johlen die Gewinnerin des Abends kürte.

„Meine Oma wäre erfreut, mich hier zu sehen“, so Jule Weber zu Beginn ihres Auftritts. Und damit war der Kirchraum gemeint. Der es offenbar auch anderen Slampoeten angetan hatte. „Ein krasses, bedeutungsschwangeres Gebäude“ meinte Florian Stein, der es gemeinsam mit Weber und Masomi in die Endrunde schaffte.

Auch Sebastian 23, Moderator des Abends, war so begeistert, dass er als ersten Preis abwechselnd die Orgel oder das Mitnehmen der Kirchenfenster in Aussicht stellte – beides entpuppte sich als leere Versprechungen.

Mit dabei in der Vorrunde waren Stefan Dörsing, der „drei beschissene Dinge, die mir auf den Magen schlagen“ aufzählte, darunter „das Leben an sich“. Yannick Steinkellner aus Graz ließ in  seinem Text Schaufensterpuppen das Treiben der Passanten beobachten. Politisch wurde Sim Panse, niedersächsischer Landesmeister 2015, der mit Blick auf AfD und Rechtsentwicklung mahnte, dass sich „Geschichte nur wiederholt, wenn man sie wieder holen lässt“.

„Mach´s Maul auf!“ Unter diesen Slogan hatten die Veranstalter den Poetry-Slam gestellt. Die Anleihe an ein Zitat von Martin Luther war im 500. Jahr der Reformation bewusst gewählt. Denn, so Felix Eichhorn vom Erwachsenenbildungswerk: „Ich glaube, Luther wäre ein guter Slammer gewesen. Vielleicht war er sogar der erste. Er beschäftigte sich schließlich mit den Themen seiner Zeit.“

Foto: Stephan Schütze
Die Slampoeten gemeinsam mit den Veranstaltern unmittelbar vor dem Auftritt. Jule Weber (3.v.r.) ist die Siegerin des Abends.