18.10.2019

Menschenwürde gefordert

Wohnungsloseninitiativen beim „Welttag der Armut“

„Es geht ums Überleben.“ Mit diesen drastischen Worten beschrieb Katrin Lauterborn vom Verein „Gasthaus statt Bank“ die Lage der Obdachlosen bei Minustemperaturen. Sechs Dortmunder Suppenküchen und Wohnungsloseninitiativen hatten beim „UNO-Welttag zur Bekämpfung der Armut“ am 17. Oktober vor dem Dortmunder Rathaus auf die Situation von Wohnungs- und Obdachlosen aufmerksam gemacht.

1.400 Wohnungslose zählt die offizielle Statistik für Dortmund, berichtete Alexandra Gehrhardt von „bodo“. Tendenz steigend. Hinzu kommen mindestens 600 Obdachlose, die nicht im Hilfesystem registriert sind, so Steffi Szczepanek und Tim Sonnenberg. Die beiden leiten aktuell ein entsprechendes Forschungsprojekt an der FH Dortmund. Licht und Schatten bescheinigte Gehrhardt den Anstrengungen der Stadt Dortmund. Lob gab es für die neue Männerübernachtungsstelle und die 700 Wohnungen, die die Stadt für Wohnungslose angemietet habe. Doch es fehle eine Übernachtungsstelle für Suchtkranke und eine weitere für Jugendliche. „Schafft Angebote so, wie sie nötig sind,“ forderte Gehrhardt.

Knapp eine halbe Million Menschen sind in Deutschland ohne Wohnung. Die aktuelle Wohnungsnotfallberichterstattung zählt für NRW rund 45.000 wohnungslose Menschen. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von beinahe 40 Prozent. Mehr als 48.000 Menschen leben bundesweit ohne jede Unterkunft obdachlos auf der Straße.

Vor diesem Hintergrund haben zum Welttag der Armut Suppenküchen und Tagestreffs in ganz NRW eine Erklärung verabschiedet. „Angesichts steigenden Reichtums in unserem Land sind diese Zustände nicht nur skandalös, sondern schlichtweg unnötig, vermeidbar und in einem Land, das sich der Menschenwürde verpflichtet hat, nicht länger hinnehmbar.“ Zu den Dortmunder Unterzeichnern gehören die Suppenküche Wichern, die Suppenküche Kana und Gast-Haus statt Bank.

Die Unterzeichnenden fordern, dass Wohnungslose nicht vertrieben werden sollen. „Sie haben ein Recht auf Teilhabe am öffentlichen Leben und auf den Aufenthalt auf öffentlichen Straßen und Plätzen.“ Bei Minustemperaturen sollen geschützte öffentliche Räume wie beispielsweise Bahnhöfe, Turnhallen oder Kirchen für obdachlose Menschen geöffnet werden. Die Erklärung kritisiert Bürokratie und Ämtergänge. „Wer einen Schlafplatz braucht, muss einen bekommen.“ Die Suppenküchen weisen darauf hin, dass seit 2006 sich die Zahl der Sozialwohnungen halbiert hat und stellen die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum auf.

Foto: Stephan Schütze
Ein Dach über dem Kopf für wohnungslose Menschen forderten die Wohnungsloseninitiativen beim „Welttag der Armut“ vor dem Dortmunder Rathaus.
Foto: Stephan Schütze