13.05.2020

Mit allen Kräften für die Kinder

Evangelische Kindertagesstätten gehen bis an die Leistungsgrenzen

Wenn Papa die Tochter abholt, dann muss er im Kindergarten eine Schutzmaske tragen. Mund-Nasen-Schutz ist für Eltern Pflicht beim morgendlichen Kommen und beim Gehen am Nachmittag. Aber der Vorgabe kommen sie gerne nach, wenn denn ihr Kind wieder die Möglichkeit hat, die Kindertagesstätte zu besuchen.

Normalerweise betreuen die 63 Kitas des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund mehr als 4400 Jungen und Mädchen im Alter von bis zu sechs Jahren. Aber die Corona-Zeiten sind nicht normal. Zu Beginn der Schutzmaßnahmen, die Bund und Länder zur Eindämmung der Pandemie erließen, mussten alle Tageseinrichtungen für Kinder schließen. Lediglich eine Notbetreuung musste angeboten werden. Sie durften Kinder besuchen, deren Eltern beide in systemrelevanten Berufen arbeiteten.

Für einige evangelische Kindergärten in Dortmund, Lünen und Selm bedeutete das, den Betrieb vorübergehend einzustellen. Andere betreuten nur ganz wenige Jungen und Mädchen, manche öffneten ihr Haus für ein einziges Kind. Die Betreuung übernahmen die Erzieherinnen der jeweiligen Kita vor Ort. Eine Zusammenlegung von nur vereinzelt begleiteten Kindern, auch im gleichen Stadtteil, war nicht erlaubt. Entsprechende Verordnungen der Landesregierung gaben den Verantwortlichen in den Kindertagesstätten den Kurs vor.

Mittlerweile dürfen im Rahmen der „erweiterten Notbetreuung“ wieder erheblich mehr Kinder in die Kindergärten kommen. Zum 11. Mai waren es in den Einrichtungen der gemeinsamen Trägerschaft im Evangelischen Kirchenkreis rund 680 Mädchen und Jungen. Ab dem 14. Mai sind weitere Kinder hinzukommen. Vorschulkinder, die Anspruch auf Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket haben, und Kinder mit einer Behinderung dürfen dann in die Kindertagesstätten gehen. Ab 28. Mai können alle Vorschulkinder wieder dabei sein.

Dennoch sind die Kindergärten von einem Regelbetrieb weit entfernt. Denn die Arbeit mit den Kindern kann nur unter vielfältigen Hygiene-Schutzmaßnahmen vonstattengehen. Kinder aus unterschiedlichen Gruppen dürfen sich nicht besuchen, das freie Spiel ist eingeschränkt. Zahlreiche Erzieherinnen und Erzieher können zudem ihren Dienst nicht versehen, weil sie selbst zu Hochrisikogruppen gehören.

Andere arbeiten nicht in vollem Umfang, weil sie in ihren eigenen Familien verstärkt Betreuung zu leisten haben. „Wir kommen zunehmend an unsere Grenzen“, sagt Jochen Schade-Homann, geschäftsführender Fachbereichsleiter für die Kindertagesstätten im Kirchenkreis. Von rund 700 Fachkräften ständen zur Zeit 100 nicht zur Verfügung.

Alle Erzieherinnen und Erzieher, die einsatzbereit sind, versuchen, den Kindern wieder einen möglichst geregelten und fördernden Kindergarten-Alltag zu ermöglichen. Dafür setzen Schade-Homann und seine Teams alle nur verfügbaren Kräfte ein. Eine Rückkehr zu gewohnter Normalität sieht er indes auch in absehbarer Zeit noch nicht.

Was es im Moment vor allem brauche, seien Perspektiven, sagt Jochen Schade-Homann, sowohl für Eltern wie auch für die Träger der Einrichtungen. „Wir alle wissen im Moment nicht, wie wir für das kommende Kindergartenjahr nach den Sommerferien planen können“, bemängelt der Fachbereichsleiter. Zudem machten die Kurzfristigkeit, in der Fachempfehlungen und Verlautbarungen aus dem Ministerium die Einrichtungen erreichten, den Trägern das Leben schwer.

Er erwarte von der Landesregierung realistische Vorgaben für unterschiedliche Szenarien der Pandemie-Entwicklung, sagt Jochen Schade-Homann. Dann können die Evangelischen Kindergärten auch in Zeiten von Corona, so gut es geht, für die Kinder da sein.

Foto: EvKkDo
Pfarrer Jochen Schade-Homann, geschäftsführender Fachbereichsleiter für die Kindertagesstätten im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund
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