07.07.2016 // Pilgern in Dortmund

Mit Gottes Wort unterwegs

Das Pilgern ist ein „Narrenwerk“. So zumindest die Meinung von Martin Luther. Ausdrücklich warnte er davor, nach Santiago de Compostela zu pilgern.

Pilgern auf dem Jakobsweg in Dortmund

Das Pilgern ist ein „Narrenwerk“. So zumindest die Meinung von Martin Luther. Ausdrücklich warnte er davor, nach Santiago de Compostela zu pilgern: „Lauf nicht dahin, man weiß nicht, ob Sankt Jakob oder ein toter Hund daliegt.“

Wenn Pilgern wirklich närrisch sein sollte, dann ist die Zahl der Narren beträchtlich. Nicht nur die, die es zum Grab des Heiligen Jakobus zieht, würden dazugehören, sondern auch rund drei Dutzend evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer, die gemeinsam einen kleinen Abschnitt des Jakobswegs in Dortmund gepilgert sind: von der Syburger Kirche St. Peter bis zur Alten Kirche in Wellinghofen.

Kompetenten Rat und Begleitung haben sie sich von Dirk Heckmann geholt, dem Referenten für Männerarbeit und Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Unna. Es war ein einfacher Halbtagesweg, weder nennenswerte Steigungen noch schwierige Wegstrecken, gewissermaßen ein „Schnupperpilgern“ mit leichtem Gepäck. „Mit Gottes Wort unterwegs in Gottes guter Schöpfung“, so Dirk Heckmann.

Nach einer morgendlichen Andacht in St. Peter führte der Pilgerweg durch den Ortskern von Syburg Richtung Dieckmann, die B54 überquerend zur Viermärker Eiche und weiter durch die Bittermark bis zum Ziel – zuerst entlang von honiggelben Feldern,  dann durch Buchenwälder und erst ganz zum Schluss auf Asphalt.

Apropos Buche: Das seien die „ersten Kathedralen Gottes“ gewesen. So charakterisiert Heckmann sie bei einer von mehreren Pausen. Die sind notwendig, weil die Geschwindigkeit von uns Pilgern unterschiedlich ist. „Genauso leben wir alle mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten“, erzählt Heckmann.

Wobei schnell nicht immer besser sei. Heckmann hält uns immer wieder an, nachzuspüren, was der Pilgerweg, auf dem wir unterwegs sind, für uns bedeutet. Und wie er unseren Lebensweg berührt. Auch wenn das manchmal unklar bleibt, klar wird doch: Pilgern ist eine ganzheitliche Bewegungskur für Leib und Seele. Der Alltag gerät in Vergessenheit, der Kopf wird frei und der Weg des Pilgers ist immer auch ein spiritueller Weg.

Übrigens: Mit seiner Kritik hat Luther vor allem den „Ablass“ der Kirche im Visier gehabt, also die Vorstellung, man könne mit Geldleistungen, durch Pilger- und Bußgänge sich ein Stück vom himmlischen Seelenheil erkaufen.

Foto: Stephan Schütze
Noch sind sie frisch und ausgeruht: die Dortmunder Pfarrerinnen und Pfarrer beim Start an der Kirche St. Peter zu Syburg.