18.03.2014 // „Botschafter der Erinnerung“

Mit Kreativität für Menschenrechte

„Wir können als Stadtgesellschaft froh sein, dass es so viele Jugendliche gibt, die sich für Menschenrechte einsetzen“ lobte OB Ullrich Sierau …

40 neue „Botschafter der Erinnerung“ ernannt

„Wir können als Stadtgesellschaft froh sein, dass es so viele Jugendliche gibt, die sich für Menschenrechte einsetzen“ lobte OB Ullrich Sierau die Anwesenden im Café des Fritz-Henßler-Hauses. 40 von ihnen ernannte er Mitte März zu „Botschaftern der Erinnerung“.

Das sind junge Menschen, die sich gegen das Vergessen der Nazidiktatur engagieren. Sie gestalten deshalb Gedenkveranstaltung, organisieren Gedenkstättenfahrten, entwickeln und begleiten Ausstellungen.

Seit 2011 werden sie „in den diplomatischen Dienst der Stadt übernommen“, so Sierau. 100 gab es bislang in Dortmund, jetzt haben sie Verstärkung bekommen. „Ob am Karfreitag in der Bittermark, oder beim Holocaust-Gedenktag – immer wieder leisten sie mit Kreativität Beiträge gegen das Vergessen“, sagte Werner Blanke, Vorstandsmitglied des Dortmunder Jugendrings.

Ihren jüngsten Beitrag hatten sie vor der Ernennung der „neuen“ Botschafter im Fritz-Henßler-Haus präsentiert: den Kurzfilm „Menschenrechte verteidigen – Zivilcourage zeigen“. Der Film beschäftigt sich mit dem Grundrecht auf Asyl.

In seinem Mittelpunkt stehen die Erlebnisse von zwei jungen Flüchtlingen auf dem Weg zur Ausländerbehörde. Sie begegnen Menschen, die ihnen helfen, aber auch Neonazis, die die Menschenrechte in Frage stellen. Das Außergewöhnlich an dem Film: er ist interaktiv. Der Zuschauer kann an mehreren Schnittpunkten selbst bestimmen, welchen der Protagonisten er folgen will.

Das Drehbuch haben die Jugendlichen selbst geschrieben und mit Unterstützung von Profis aus der Filmbranche in der Dortmunder Nordstadt verwirklicht. „Ich habe schnell erkannt“, so der Regisseur Cem Arslan, „welches Potential in den Jugendlichen steckt“.

Vor der Filmpremiere hatten mehrere der „Botschafter“ Akteure aus der Flüchtlings- und Menschenrechtsarbeit interviewt, darunter Ilda Kollenda, Mitarbeiterin beim Diakonischen Werk. Kollenda kennt aus ihrer Arbeit mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen deren Ängste und Nöte.

Sie erzählt, dass nur ein ganz geringer Teil derer, die sich aus Nordafrika, Afghanistan oder anderen Ländern auf dem Weg zu uns machen, hier ankommt. Viele bezahlen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft mit ihrem Leben. Erst mal hier, sei ihre größte Angst, wieder abgeschoben zu werden.

Der Journalist Alex Völkel engagiert sich als Vormund für solche Jugendliche. Er kümmert sich um ihre Betreuung, geht mit ihnen zum Jugendamt und begleitet sie in ihrem Asylverfahren. „Statt nur zu reden oder als Journalist darüber zu schreiben, ist es besser, den Jugendlichen zu helfen.“

Foto: Stephan Schütze
40 Jugendliche ernannte OB Ullrich Sierau (r.) zu neuen Botschafterinnen und Botschafter der Erinnerung.