Von Nicole Schneidmüller-Gaiser
Mancher steckt schon mittendrin, für andere beginnen die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest erst kurz vor knapp. Doch egal, ob man Typ „Jetzt schon ans Schenken denken“ ist oder eher „Weihnachten kommt immer so plötzlich“ – irgendwann will das Fest geplant werden. Und dann stehen ein paar Entscheidungen an. Klassisch-traditionell, oder eher modern und abwechslungsreich? Das ist eine Geschmacksfrage. Für Sina Marks, Klimaschutzbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, steht dagegen seit Jahren noch eine andere Frage im Mittelpunkt: „Wie kann ich Weihnachten möglichst nachhaltig gestalten?“
Man spürt der 41-jährigen an, dass das Thema Nachhaltigkeit sie nicht nur von Berufswegen umtreibt. Dem Klimawandel etwas entgegensetzen, die Biodiversität (also Artenvielfalt) erhalten und die Welt als Lebensraum erhalten – das ist ein Herzensthema für die Dortmunderin. Seit Oktober 2023 ist sie im Kirchenkreis Dortmund als Klimaschutzbeauftragte eingesetzt, und versucht in dieser Rolle vor allem eins: Mitstreiter*innen zu finden. Für die Adventszeit und die Vorbereitungen für das Fest hat sie daher praktische und zugleich schöne Ideen zusammengestellt, die leicht umzusetzen sind, den Geldbeutel schonen – und gleichzeitig gut fürs Klima sind.
Mit Liebe schenken … / Schenken und Packen
Geschenke – und vor allem auch: Das Auspacken der Geschenke gehört schon irgendwie dazu. Doch wer etwas auspacken will, muss es vorher einpacken. Möglichst umweltschonend, das wäre schon gut. „Der Klassiker ist hier: Zeitungspapier“, meint die gelernte Bauzeichnerin Sina Marks, die im Anschluss an ihre Ausbildung Wirtschaftsingenieurswesen studiert hat. Doch das ist gar nicht so einfach in Zeiten, in denen viele Menschen die Zeitung online lesen. Doch Sina Marks kennt Alternativen: „Man kann Geschenke doch auch gut in Schals oder Geschirrtücher einwickeln.“ Oder den Karton, in dem man das Präsent bestellt hat, liebevoll anmalen, mit Aufklebern versehen oder mit getrockneten Blumen und einem Bastband aufhübschen.
„Eine schöne Idee ist es natürlich auch, wenn man beim Schenken dem Konsumwahn etwas entgegensetzt“, so Sina Marks. Statt „Stehrümmchen“ anzuhäufen, lieber gemeinsame Zeit verschenken – über einen Besuch in einer Ausstellung oder einen gemeinsamen Kochabend freut sich der andere vielleicht auch. Oder, ganz altruistisch, im Freundeskreis verabreden, ganz auf Geschichte zu verzichten. „Das gesparte Geld könnte man ja stattdessen spenden“, regt die Umweltmanagerin an.
Lampen und Kerzen
„Wussten Sie, dass LED-Lichterketten 90 Prozent weniger Energie verbrauchen als Glühlämpchen?“ Mit dieser Zahl verändert Sina Marks die Wochenendplanung der Reporterin. Am Samstag wird die Kiste mit den alten Lampen ausgemistet. „Aber bitte die alten Ketten nicht in den Hausmüll werfen, sondern zum Wertstoffhof bringen! Das darin enthaltene Altmetall kann und sollte wiederverwertet werden“, rät die Fachfrau. Klingt logisch – Ressourcen sind kostbar, und endlich. Und welche Tipps gibt es für den Neukauf? „Die neue Kette sollte möglichst nicht batteriebetrieben sein“, so der Tipp. Und ein Blick aufs Kleingedruckte verrät, ob die Kette in Europa hergestellt wurde – kurze Wege sparen CO2, und meist werden die Arbeiter*innen auch besser bezahlt. Noch mehr lässt sich sparen, wenn die Lichterketten nicht rund um die Uhr leuchten. Ein Zeitplan für die Dämmerung und Nacht lässt sich leicht mit Zeitschaltuhren oder smarten Steckdosen einrichten.
Wer statt künstlicher Lichter lieber echte Kerzen brennen lässt, sollte wissen, dass viele Kerzen aus Paraffin hergestellt werden, das wiederum aus Erdöl gewonnen wird. Aber es gibt auch nachwachsende Rohstoffe. Nicht alle gelten als nachhaltig: zum Beispiel Palmöl, Soja und Raps aus Übersee. Die gute Nachricht: Mittlerweile bietet der Handel eine breite Palette wirklich umweltverträglicher Alternativen, z.B. aus Olivenöl, oder die klassische Bienenwachskerze. Vegan, bio und regional – wer beim Kauf darauf achtet, ist auf der sicheren Seite.
Übrigens: Bei Teelichtern kann man auf die Schalen aus Aluminium verzichten und stattdessen wiederverwendbare Behältnisse aus Glas oder Edelstahl nutzen.
Essen – Weniger is(s)t mehr
Kalorienreiche Torten, Tische, die sich unter der Menge an Speisen fast biegen und ein permanentes Völlegefühl gehören für manchen ebenso zu Weihnachten wie die Sissi-Filme am Nachmittag. Ist das wirklich zeitgemäß? Etwa ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel werden weggeworfen – und gerade an Weihnachten wird oft viel zu viel eingekauft.
„Ich persönlich versuche vor allem, keine Lebensmittel zu verschwenden“, verrät Sina Marks. Statt auf Quantität setzt sie lieber auf ökologische Qualität. Das bedeutet für die Dortmunderin: Sie kocht möglichst oft vegan oder vegetarisch, kauft möglichst biologisch, saisonal und regional ein. Ihr Speiseplan macht trotzdem Appetit: Denn so ein Bratapfel passt doch auch viel besser in die Jahreszeit als Erdbeeren.
Wer auf Fleisch nicht ganz verzichten mag, sollte besser Wildfleisch, Geflügel oder Schwein statt Rindfleisch essen und besser in einer guten Metzgerei oder auf einem Bio-Bauernhof einkaufen, als beim Discounter. „Und Fisch-Liebhaber sollten auf das MSC-Siegel achten.“
Der Baum
Er hat in der Regel einen besonderen Platz im Wohnzimmer, wird liebevoll geschmückt und durch Kerzen oder Ketten ins rechte Licht gesetzt. Doch anders als der Adventskranz hat der Weihnachtsbaum in vielen Haushalten nur eine sehr kurze Lebensdauer – kaum sind die Feiertage vorbei, stört der nadelnde Gesell. Keine Frage: „Vernünftig“ ist so ein Tannenbaum natürlich nicht. Aber für die meisten Deutschen gehört er einfach dazu. Dabei verströmen viele Weihnachtsbäume keineswegs den Duft von frisch geschlagenem Nadelholz, sondern gesundheitsbelastende Pestizide, die auch der Natur schaden. „Plantagen gefährden die Bio-Diversität“, erklärt Sina Marks deutlich.
Empfehlenswert sind deswegen Bio-Weihnachtsbäume – am besten aus der Region und zu Fuß, per Fahrrad, Bus oder Bahn nach Hause transportiert. Garten- oder Balkonbesitzer können die Lebenszeit ihres Baumes verlängern, indem sie einen Topfbaum mit Wurzeln wählen, der auch nach dem Fest weiterwächst. Und wer mal etwas Anderes als den klassischen Weihnachtsbaum ausprobieren möchte, könnte sich aus Tannengrün einen Strauß oder ein Gesteck schaffen – oder sich aus Pappe und Papier eine Weihnachtsbaum-Alternative basteln.