19.06.2015 // Christen gegen Rechts

Nazis im Alltag begegnen

Wie ist es, Nazis im Alltag zu begegnen? In der Nachbarschaft auf der Straße, beim Bäcker oder in der Straßenbahn. Ignorieren, auf Provokationen eingehen oder einfach Position beziehen?

Christen gegen Rechts bieten Training per Rollenspiel an

Wie ist es, Nazis im Alltag zu begegnen? In der Nachbarschaft auf der Straße, beim Bäcker oder in der Straßenbahn. Ignorieren, auf Provokationen eingehen oder einfach Position beziehen?

Bei Trainingsseminaren, die die Christen gegen Rechtsextremismus gemeinsam mit der Elias-Kirchengemeinde und dem Referat für Gesellschaftliche Verantwortung des Kirchenkreises anbieten, können mögliche Verhaltensweisen eingeübt werden. Ein Schnupperkurs fand Mitte Juni statt. Und der Coach, Heinz Kraft, hat gleich klargestellt: „Patentrezepte gibt es nicht.“

Kraft, ehemaliger Polizeibeamter und in der Fortbildung tätig, ist Mitglieder der Gewalt Akademie Villigst und verknüpft Elemente des Führungskräftetrainings und des Konflikt- und Deeskalationstrainings.

Mehrere Rollenspiele machte den Teilnehmenden deutlich, wie wichtig es ist, bei Kontakten und Konflikten mit Neonazis zwar deeskalativ und gelassen zu reagieren, aber nicht Teil deren Strategie zu werden, sich als normale Bürger darzustellen. Und, wie Kraft mahnte, nicht in die Gewaltfalle zu laufen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, bereits an diesem Schnupperabend neue Verhaltensalternativen für die Praxis gelernt zu haben.

Die Christen gegen Rechtsextremismus bieten diese Trainingskurse an, weil es wichtig sei „mehr zu tun als zu demonstrieren und Flugblätter zu verteilen“, wie Pfarrer Friedrich Stiller formulierte. Die Handlungsspielräume und Schutzmechanismen der Nazigegner sollen so erweitert werden. Denn Stiller hält nach wie vor die Entwicklung bei den Neonazis für „sehr bedenklich“.

Eine „Reradikalisierung“ sei eingetreten, deren strafrechtliche Bewertung, so sein Seitenblick auf die Justiz, mit der tatsächlichen Lage im Augenblick nicht standhalte.

Foto: Stephan Schütze
Konkrete Alltagsbegegnungen mit Nazis im Rollenspiel erleben – das war Ziel des Schnupperkurses. Auf unserem Foto (v.l.) Coach Heinz Kraft gemeinsam mit Jutta Reiter (DGB), Friedrich Stiller (Kirchenkreis) und Dr. Friedrich Gnad (Elias-Kirchengemeinde).